Vogelnester und Fledermausscheisse
Von Kuching aus reisten wir weiter gen Osten. Eine ohrenbetaeubende fuenfstuendige Bootstour brachte uns nach Sibu. Die Stadt Sibu bezieht ihre Bedeutung haupstaechlich aus ihrer Lage am Rajang-Fluss. Als der letzte Ort, der sowohl ueber eine Strasse als auch ueber den Seeweg erreicht werden kann, ist Sibu Waren-Drehscheibe fuer alle Siedlungen, die weiter flussaufwaerts gelegen sind. Entsprechend war auch die Faehre, die uns nach Sibu brachte, bis an ihre Kapazitaetsgrenzen vollgepackt.
[flickr]tag:twoglobalsibuselected[/flickr]
Sibu war aber nur ein kleiner Zwischenstopp auf unserer Reiseroute. Von dort aus ging es mit dem Bus weiter ueber Bintulu zum Niah National Park. Dieser beeindruckt vor allem durch seine riesigen Hoehlen und ist Fundort der aeltesten Belege fuer freuhzeitliche Besiedlung in Sued-Ostasien.
Der Weg zu den Hoehlen fuehrte uns durch dichten Dschungel. Je naeher wir an die Hoeheln kamen, umso hoeher und steiler wurden die uns umgebenden Felswaende. Trotz des scheinbar kargen Untergrunds wuchsen auf den Kalksteinbrocken gewaltige Urwaldriesen, deren Wurzeln sich regelrecht ueber den steinernen Untergrund zu ergiessen schienen.
Das war aber erst ein Vorgeschmackauf das, was uns im Inneren des Bergs erwartete. Auf roter Erde ging es vorbei an Gesteinsformationen, die in den verschiedensten Gruentoenen zu leuchten schienen, in eine Hoehle, die uns das Gefuehl vermittelte Zwerge zu sein. Ein beissender Geruch stieg uns in die Nase und verstaerkte das Gefuehl ploetzlich auf einem anderen Planeten zu sein. Hoch ueber uns woelbte sich die Gesteinsdecke. Durch ein Loch fiel ein wenig Licht in die dunkle Hoehle, das aber den Boden nicht erreichen konnte. Im einfallenden Licht konnten wir Mauersegler und Fledermaeuse fliegen sehen. Tiefer in der Hoehle senkte sich die Decke dann tief hinab, und im Schein unserer Taschenlampen konnten wir nur vorsichtig auf den glitschigen Holzplanken vorangehen und erhielten nur ein diffuses Bild der stockdunklen Umgebung.
[flickr]tag:twoglobalniahselected[/flickr]
Die Kroenung unserer Hoehlenexkursion war aber, dass wir die Hoehle fast fuer uns allein hatten. Keine wilden Horden anderer Touristen (wie wir es spaeter noch erleben sollten), sondern fast ausschliesslich Einheimische, die in den Hoehlen ihrem Broterwerb nachgehen. Die Hoehle dient der benachbarten Siedlung naemlich als eine wichtige Einkommensquelle. Aus ihr werden Guano (Fledermausscheisse) und Vogelnester gewonnen und teuer verkauft. Die Fledermausausscheidungen erzielen als Duenger einen guten Preis, waehrend die Vogelnester (bei uns immer faelschlich als Schwalbennester, korrekt aber Mauerseglernester bezeichnet) auf dem chinesichen Feinschmeckermarkt ein Vermoegen. Das Pfluecken der Vogelnester ist ein hartes und riskantes Business. An einfachen Holzlatten klettern die Maenner bis 40m hoch unter die Hoehlendecke. Auf den Fotos koennt ihr diese einfachen Konstruktionen sehen.
Auf dem Rueckweg kamen wir noch an dem ersten Longhouse unseres bisherigen Borneo-Besuchs vorbei. Longhaeuser sind die traditionelle Wohnform in Sarawak. In ihnen wohnen je nach groesse x Familien Tuer an Tuer. Verbunden wird dieser private Bereich, durch einen gemeinsam genutzten Korridor. Auf der Rueckseite des Hauses hat jede Familie ihrer eigenen private Feuerstelle. Sozusagen ein gesamte Reihenhaussiedlung unter einem Dach mit gemeinsam genutzten Wohnraeumen. Interessant sich vorzustellen, wenn ein solchen Haus von Deutschen bewohnt werden wuerde.