Die Begeisterung bei unserem ersten Kontakt mit Peru war eher verhalten. Das hatte zum einen den Grund das wir insgesamt 19 Stunden in Bussen und Wartesaealen verbracht hatten, bis wir unser erstes Ziel in Peru erreicht hatten. Zum anderen war es aber angesichts schier endloser Wueste, Staub und Muellbergen schwer nicht den Wunsch zu haben, schnell wieder in „das schoene Ecuador“ umzukehren. Die Tatsache, dass vor jeder Stadt, die wir auf unserer Reise passierten, Menschen in Baracken-artigen Unterkuenften hausten, tat ihr uebriges, um unsere Begeisterung fuer Peru zu bestaerken.

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Angekommen in Huanchaco, unserem ersten Ziel in Peru und einem wahren Surfer-Traum am Pazifik, waren wir dann erst einmal dankbar ueberhaupt angekommen zu sein. Am naechsten Tag machten wir dann das, was wohl jeder Peru-Tourist fleissig tut – Steine gucken. Das taten wir in den Chan Chan-Ruinen nahe Trujillo und lernten anschliessend in dem zugehoerigen Museum einiges ueber das Chimu-Reich, eine Pre-Inka-Kultur.

Einen interessanten Eindruck in die heutige Kultur Trujillos bekamen wir, als wir mehr oder weniger zufaellig in einem Kolloseum fuer Hahnenkaempfe landeten. Ein buntes Treiben und offensichtlich ein grosses Freizeitvergnuegen fuer die ganze Familie. Besonderen Unterhaltungswert hatten die stolzen Besitzer der Kombatanten, die lautstark ihre Schuetzlinge anforderten. Die „Don Patrones“ von Trujillo sassen in der ersten Reihe und nahmen mit Pokergesicht die Wetten entgegen. Nach welchen Regeln aber gewettet wurde, entzieht sich bis heute leider unserer Kenntnis. Als wir das Kolosseum verlassen wollten, hielten uns ein paar stolze Hahnbesitzer auf und wir mussten bzw. durften uns saemtliche zukuenftige Champions ansehen. Dazu bekamen wir ausfuehrliche Erlaeuterung zur Pflege und Aufzucht von Kampfhaehnen, die wir leider nicht verstanden haben, da in Trujillo offensichtlich ordentlich Dialekt gesprochen wird. Aber nett war´s trotzdem.

Nachdem wir ungezaehlte Stunden in Bussen zugebracht hatten, haben wir uns den Luxus gegoennt und sind von Quito aus direkt nach Cuenca geflogen. Cuenca ist wohl eine der schoensten Staedte Ecuadors, Weltkulturerbe und Musterbeispiel kolonialer Bauweise. In diesem schoenen Staedtchen haben wir 2.5 Tage verbracht, einige Kirchen und Maerkte besucht, sind durch die Innenstadt gebummelt, haben einige Sunden in Internetcafes zugebracht und ein bisschen ausgespannt. Spannend war ein Besuch im ethnologischen Museum, das zwar auf eine typisch suedamerikanische, etwas konfuse Art und Weise, aber dennoch sehr interessant, einen Ueberblick ueber die vielen verschiedenen Volksgruppen und Staemme in Ecuador und deren jeweilige Kulturen vermittelte. Nach dem Besuch fuehlten wir uns bestaetigt, wirklich viel von diesem spannenden Land mitgenommen zu haben.

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Von Cuenca aus ging es nach mit dem Bus nach Vilcabamba (Hosteria Izhcayluma) ganz im Sueden von Ecuador. Hier haben wir uns in wunderschoener Umgebung drei Tage von den Abenteuern in Ecuador erholt und uns auf unsere Reise nach Peru vorbereitet. Wir haben dort auch einige sehr nette Leute getroffen, denen es zu verdanken ist, dass unsere Peruroute kurz vor Abfahrt nochmal komplett umgeschmissen und neu definiert wurde.

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Eigentlich wollten wir ja nach Baños. Baños, ein Ort mit heissen Quellen in schoener Landschaft der auf der ToDo-Liste der meisten Ecuador-Reisenden steht. Dieser hatte auch ein Plaetzchen in unserer Reiseplanung gefunden. Als wir dann aber eine nette Kanadierin mit ihren Toechtern waehrend unserer Dschungelreise trafen und diese uns mit glaenzenden Augen von dem verschlafenen Bergdorf St. Clemente erzaehlte, haben wir unsere Reiseplaene kurzerhand geaendert. Baños wird auch ohne uns bestimmt von genuegend Touristen in diesem Jahr besucht.
Nachdem wir uns „endlich“ final von Quito verabschiedet hatten, ging der Weg erstmal in den hohen Norden Ecuadors. Natuerlich hatten wir bei der Wahl unseres Busses mal wieder ein glueckliches Haendchen und haben direkt noch eine Stunde kostenlose Stadtrundfahrt bekommen. Nachdem dann irgendwann der zwangiste Eis- und Suessigkeitenverkaeufer lautstark unseren Bus enterte und wir noch immer nicht die Stadtgrenzen Quitos hinter uns gelassen hatten, ist Oli beinahe explodiert.
Nach ueber drei Stunden sind wir dann in Ibarra angekommen. Dort bekamen wir auf unsere Fragen, in welche Richtung denn nun der Ort St. Clemente liegen wuerde, nur Fragezeichen in den Gesichtern der Einheimischen zu sehen. So verschlafen hatten wir uns das Doerfchen dann doch nicht vorgestellt.
Schlussendlich haben wir aber einen Taxifahrer gefunden, der sich bereit erklaerte mit uns nach St. Clemente zu suchen. In Anbetracht des Zustands seines Fahrzeugs waere er wohl ueberall mit uns hingefahren – wahrscheinlich findet sich nicht jeden Tag jemand so Lebensmuedes, der in seine Karre einsteigt. Mit haengender Kupplung und klappernden Tueren haben wir dann aber tatsaechlich nach St. Clemente gefunden und wussten vom ersten Moment an, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten.
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Oberhalb von Ibarra drueckt sich der Ort St. Clemente an den Hang eines Vulkans und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die Stadt und die gegenueberliegenden Berghaenge. Diese Lage hat wohl auch den Ausschlag gegeben, dass vor acht Jahren zwei findige St. Clementer beschlossen haben, nicht mehr alleine von Landwirtschaft leben zu wollen, sondern in ihrem Dorf Tourismus anzubieten. Da in St. Clemente alle irgendwie miteinander verwandt sind, war es wohl nicht allzu schwer Mitstreiter zu finden. So gibt es nun zahlreiche Uebernachtungsmoeglichkeiten direkt bei indigenen Familien. Wir landeten bei Alberto und Laura, sowie ihren drei Soehnen Roberto, Giovanni und Vladimir (auch vor St. Clemente machen globale Einfluesse offensichtlich nicht halt).
Vom ersten Moment an kuemmerten sich alle ganz ruehrend um uns. Alberto brannte geradzu darauf, uns seine Heimat zu zeigen und uns alles ueber Landwirtschaft und heimische Medizinpflanzen zu erzaehlen. Natuerlich blieb es auch nicht aus, die lokalen Handarbeiten besichtigen zu muessen, wo wir auch brav ein paar Souvenirs erstanden – ueber deren weiteren Verbleib noch „verhandelt“ wird.
Auch wenn unserer Anfaengerspanisch fuer unsere Gastfamilie zeitweilig bestimmt ziemlich komisch war, haben wir uns alle ueberraschend gut verstanden bzw. verstaendigt. So haben wir zwei sehr schoene Tage in St. Clemente verbracht in denen wir vor allem einmal mehr die Warmherzigkeit der Ecuadorianer kennenlernen durften.