Da wir am Vorabend mit Gerry und seiner Freundin das lokale Nachtleben in Wellington erkundet hatten, kamen wir trotz Nickerchen auf der Faehre ziemlich muede auf der Suedinsel an. Nach etwas Zucker- und Koffeinzufuhr ging es dann wieder und wir machten uns auf den Weg zu den Marlborough Sounds. Als Marlborough Sounds wird die Fjordlandschaft ganz im Norden der Suedinsel bezeichnet.

Wir entschieden uns fuer den als Queen Charlotte Sound bezeichneten Fjord und fuhren in unendlichen Kurven entlang der Kuestenlinie. Wir passierten kleine Doerfer, verlassene Buchten, und dschungelartigen Wald und trafen schliesslich an einem vermeintlich voellig einsamen Strand auf  Stefan, einen weltreisenden Bamberger, der uns bereits in Taupo und in Wellington begegnet war . Wir verabredeten uns fuer die kommenden Tage in Nelson und setzten unseren Weg zum Ende des Queen Charlotte Sounds fort. Dort sollte es laut unserem Reisefuehrer eine tolle Unterkunft geben. Ganz weit hinten in der einsamen Fjordlandschaft, wo kaum mehr Haeuser stehen und einem Ewigkeiten kein Auto begegnet, fanden wir dann die besagte Bleibe. Und leider rechte sich einmal mehr, die Tatsache, in der Nebensaison unterwegs zu sein. Wir standen leider vor verschlossenen Tueren.

Also blieb uns nichts als den weiten Weg zurueck zu fahren, was unter den anhaltenden Eindruecken des Vorabends zu einer echten Tortour wurde. Schliesslich fanden wir aber in der Mistletoe Bay auf einem geschlossenen Campingplatz in einer Art Gaestehaus ein Bett fuer die Nacht.

Am naechsten Morgen stellte sich dies als absoluter Gluecksgriff heraus. Die Mistletoe Bay preasentierte sich bei Tageslicht als wunderschoene Bucht, umgeben von urspruenglichem Regenwald, die eine solche Ruhe ausstrahlte, dass wir unwillkuerlich anfingen ganz leise zu sprechen. Ein Ort wie ein Geschenk.

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Weiter ging es nach Nelson, wo wir auf besagten Stefan stiessen. Wir blieben ein paar Tage in Nelson, erholten uns ein wenig von der doch hohen Geschwindkeit, mit der wir die Nordinsel bereist hatten. Der absolute Hoehepunkt unserer Zeit in Nelson war der Erwerb eines EEE PCs, eines Mini-Notebooks, zum Schnaeppchenpreis. Auch wenn wir anfaenglich bewusst auf einen Computer verzichtet hatten, muessen wir doch zugeben, dass der kleine Kerl uns bislang schon treue Dienste geleistet hat.

Von Nelson aus machten wir zusammen mit Stefan einen Ausflug zum Abel Tasman Nation Park. Abel Tasman war ein Niederlaender, der bereits 1642 in Neuseeland anlegte und nach dem ein National Park und einer der bekanntesten Wandertreks in Neuseeland benannt ist. Da das Wetter fruehlingsmaessig sehr unbestaendig war, entschieden wir uns nicht den gesamten, mehrtaegigen Abel Tasman-Trek zu laufen, sondern nur einen Tagesausflug zu machen. Mit dem Wassertaxi liessen wir uns somit durch das tuerkisblaue Meer schiffen, in einer Bucht „aussetzen“ und liefen sechs Stunden an unserem Ausgangspunkt zurueck. Durch dichte Waelder mit exotischen Pflanzen liefen wir vorbei an rostroten Fluessen und goldgelben Straenden –  wie von einer Postkarte in die naechste. Aber seht selbst.

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Da wir auf unserem Ausflug jede Menge Spass zu dritt hatten, beschlossen wir noch ein Weilchen als Trio weiter zu reisen.

Erst einmal eine grosse Entschuldigung an alle, die in den letzten Woche vergeblich nach Neuigkeiten auf unserem Blog gesucht haben. Unsere Schreibabstinenz hatte gleich mehrer Gruende. Zum einen ist es in “gut entwickelten” Laendern leider immer gar nicht so einfach einen oeffentlichen Internetanschluss zu finden. Zum anderen gab es in Neuseeland so viel zu erleben, dass die Zeit schlichtweg knapp wurde. Erschwerend kommt hinzu, dass wir in den letzten Wochen zu Dritt unterwegs gewesen sind (aber dazu mehr in unserem Beitrag ueber die Suedinsel). Ausserdem ist Neuseeland zwar ein wunderschoenes Land voll atemberaubender Natur, aber durch seinen hohen Organsisationsstand und die gute Infrastruktur, fast zu einfach zu bereisen, um wirklich viele spannende Anekdoten erzaehlen zu koennen. Insofern muss man wohl hauptsaechlich Bilder ueber Neuseeland sprechen lassen.

Jetzt aber genug der Erklaerungen. Von Auckland aus ging es fuer uns weiter in Richtung Sueden.
Die Nordinsel, die zwar als die langweiligere der beiden neuseelaendischen Inseln gilt, hat durchaus auch eine Menge spannender Dinge zu bieten. Allerdings kann es einem auf der Strecke von A nach B durchaus schon mal langweilig werden, so dass einem nichts anderes bleibt als Schaefchen zu zaehlen – von denen es in Neuseeland 55 Millionen gibt – das Vierzehnfache der Einwohnerzahl. Kein Wunder, ist Martina als Beifahrerin regelmaessig eingschlafen.

Weite Strecken praesentierte sich die Nordinsel neben ihrer tierischen auch von ihrer haesslichen Seite. Immer dann, wenn wir kilometerlang an abgeernteten Holzplantagen oder in Reih und Glied gepflanzten Pinien-Monokulturen entlang fuhren. Holz ist eines der wichtigesten Exportgueter in Neuseeland, da muss eben schon mal der endemische Wald dran glauben.

So ist in Neuseeland eben nicht immer der Weg das Ziel. Dafuer haben wir die folgenden Stationen umso mehr genossen.

Coromandel

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Die Halbinsel sued-westlich von Auckland ist das Naherholungsgebiet der Grossstaedter. Wunderschoene Natur, vertraeumte kleine Staedtchen, zerklueftete Felsklippen auf der einen und goldene Sandstraende auf der anderen Seite. Ein besonderes Highlight ist die Hot Water Beach. An diesem Standabschnitt befinden sich heisse Quellen direkt kurz unterhalb des Sandstrandes. Der oertliche Imbiss macht ein gutes Geschaeft damit, Schaufeln zu vermieten, mit denen man sich seinen eigenen heissen Whirlpool am Strand buddeln kann. Wir kamen leider zu falschen Zeit (hoher Tidenstand) an. Damit wurde es nichts mit dem Privatpool, aber es reichte zumindest noch, um die Fuesse im Sand zu vergraben und sich mit dem wirklich heissen Wasser die Fusssohlen zu verbrennen waehrend man bis zu den Unterschenkeln im kalten Meerwasser stand. Ausserdem entschaedigte uns das Wetter mit einem tollen Regenbogen, der sich ueber die ganze Bucht spannte. Auch gut.

Waitomo

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Waitomo eine Stadt zu nennen, waere eine masslose Uebertreibung. Eine Handvoll Haeuser, ein paar Hotels und Hostels, ein Campingplatz und natuerlich eine Dorfkneipe in der von diversen Monitoren, die letzten Rugby-Spiele flimmern. Der Grund, sich nach Waitomo zu verirren, ist das, was der kleine Ort unter der Erdoberflaeche zu bieten hat. Hoehlen – in denen alles, vom beschaulichen Spaziergang bis zur 24-Stunden-Extrem-Hoehlentour angeboten wird, was das Touriherz so begehrt. Wir entschieden uns fuer eine fuenfstuendige Hoehlentour mit Abseilen, Blackwater-Rafting, Gluehwuermchen gucken und Klettern.
Zusammen mit unseren beiden Mitstreitern Pia und Michael wurden wir von unserem Guide durch endlose Schafsweiden kutschiert. Schlussendlich kamen wir an ein paar Blechcontainern an, wo wir unsere Klamotten gegen feuchte und muffige Wetsuites, einen Bauhelm, eine Art Schlafanzughose und Gummistiefel tauschten. Mit etwas mulmigen Gefuehl ging es dann weiter zum Eingang der Hoehle. Nach einer kleinen Abseil-Trockenuebung ging es dann an einem duennen Seil nacheinander 27 Meter in die Tiefe zum Eingang der Hoehle. Dort erwartete uns Gluehwuermchen-Hoehlen, Blackwater-Rafting, Tropfsteine und allerlei kleine Loecher, durch die uns unser Guide zwang. Nachdem der erste Schock angesichts kalter nasser Fuesse und nicht ganz dichter Neopren-Anzuege ueberwunden war, hatten wir einen riesigen Spass. Als wir nach ein paar Stunden wieder die knapp dreissig Meter aus der Hoehle kletterten, waeren wir wohl alle gern noch ein bisschen in „unserer Hoehle“ geblieben.

National Park – Tongario Crossing

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Einer der angeblich besten Tageswalks, der Tongario Crossing, fiel fuer uns leider aus. Der Mount Tongario praesentierte sich im weissen Winteroutfit und liess sich nur mit Eisaxt, Spikes und Co. passieren. Dies sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das unberechenbare Inselwetter unsere Reiseplaene spontant ueber den Haufen werfen sollte. Wir machten also einen alternativen Wandertrek und genossen die Aussicht auf die schneebedeckten Vulkane. War auch sehr schoen.

Taupo

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Taupo ist ein wundervolles Beispiel fuer Tourismus in Neuseeland. Zwar liegt Taupo an dem groessten Binnensee Neuseelands, ist umgeben von spektakulaeren Bergen und hat dank geothermischer Aktivitaet heisse Seen und dampfende Landschaften zu bieten. Das vorhandene touristische Angebot (oder auch mancherorts nicht vorhande natuerliche Angebot) wird durch alle Arten von Touristenbespassungen ergaenzt. Gleitschirmfluege, Fallschirmspringen, Jetboot-Fahren, Rafting, Ponyreiten, Indoor-Climbing, Toepfern & Co. gehoeren zum omipraesenten Tourismusangebot auf den beiden Inseln. Wir verzichteten weitestgehend auf die Nutzung diese Angebots in Taupo und beschraenkten uns auf einen Segelflug und einen Spaziergang durch eine dampfende Vulkanlandschaft.
Napier

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Ueber Napier gibt es nicht viel mehr zu sagen, als das dort das oben beschriebene Touriangebot noch um „echte“ Art deco-Architektur im Stadtkern angereichert wird. Wir haben uns dort einen netten Tag gemacht, sind bummeln gegangen und haben joggend am Strand ein paar Kalorien verbrannt.

Wellington

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Wellington war unsere letzte Station auf der offensichtlich doch nicht so langweiligen Nordinsel. Als unsere besonderen Highlights in Wellington sind zu nennen:

a) ein extrem ueberfaelliger Besuch beim Friseur

b) ein Besuch im TePapa-Museum (Spannendes und sehr informatives Mueseum, ueber neuseelaendische Entstehungsgeschichte, Geologie und Geschichte. Das alles mit interaktiven Praesentationen und fuer umsonst.)

c) ein Wiedersehen mit Gerry, einem Kollegen aus Resco-Zeiten, und seiner Freundin. Man glaubt gar nicht wie viel verschiedenes Bier in so einem kleinen Land gebraut wird.

Bei der Wahl unseres Mietwagens hatten wir die Wahl zwischen schlimm und schlimmer – und entschieden uns natuerlich fuer schlimm. Seitdem sind wir mit einem unsaeglich haesslichen, voellig verdellten und schon einige Jahre alten Mazda Demio unterwegs. So muessen wir aber zumindest keine Angst haben, dass uns irgendjemand das Auto freiwillig klauen koennte.

Oli machte sich vom ersten Moment an als Linksfahrer ganz ausgezeichnet. Auch wenn wir ein paar Mal mit dem Scheibenwischer statt mit dem Blinker unser Absicht Abzubiegen anzeigten, fanden wir zielsicher unseren Weg Richtung Norden aus Auckland hinaus. Wir nutzten unsere neugewonnene Mobilitaet, um an jedem schoenen Kuestenstreifen zu halten – und davon gab es auf unserem Weg viele.

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Die erste Nacht „on the road“ war auch die erste Nacht in einer neuseelaendischen Jugendherberge. Nicht, dass wir mittlerweile die Schulandheim-Erfahrungen in deutschen Jugendherbergen verdraengt oder vergessen haetten. Neuseelaendische Jugendherbergen sollten aber anscheinend ein ganz anderer „Schnack“ sein. Und tatsaechlich bekamen wir ein schickes Doppelzimer in einer sauberen und super organsierten Unterkunft, die mehr an ein Hostel, denn an Jugendherbergen im bayrsichen Wald (oder sonstwo) erinnerte. Allerdings sollten wir aber schon am naechsten Tag feststellen, dass YHA (neuseelaendische Jugendherberge) nicht gleich YHA ist. Auf einem Campingplatz uebernachteten wir in einem ziemlich kalten Plastikcontainer.

Nach der ersten Nacht ging es weiter zur Bay of Islands, einem Kuestenstreifen mit unzaehligen kleinen vorgelagerten Inseln, der der Ort der ersten europaeischen Besiedlung Neuseelands war. Wir verbrachten dort einen entspannten Tag und setzten mit einer Fahere zu einem kleinen Kuestenstaedtchen ueber. Dort erklommen wir einen Berg, um uns von oben die bis zum Horizont reichende Inselkette anzusehen. Nachdem wir abends besagten Plastikcontainer bezogen hatten, troestete uns ein bezaubernder Sonnenuntergang am Strand ueber die YHA-Enttaeuschung hinweg.

Am Folgetag fuhren wir zum Cape Reinga, der aeussersten Nordspitze Neuseelands. Hier pfiff der Wind ordentlich ueber den immer duenner werdenden Landstreifen und die Wellen schlugen vor dem Kap aus zwei Richtungen aneinander. Ein guter Ort, um sich der Kraft der Natur bewusst zu werden. Kurz vor dem Kap liegt ausserdem die groesste Sandduene der Insel, die TePaki-Sandduene. Nach einem anstrengenden Aufstieg waren wir ploetzlich von nichts als Sand umgeben. Nur der kalte Wind erinnerte daran, doch nicht in der Sahara zu sein. Das beste an unserem Besuch dort aber war der Abstieg der bestimmt 50 Meter hohen und extrem steilen Duene. Mehr ein Rutschen als ein Laufen und ein Riesen-Spass.

Damit hatten wir auch schon unsere ganzen Nord-Nordinsel-Plaene „erfuellt“ und wir entschlossen uns spontan, fuer eine allerletzte Nacht in das schoene Auckland zurueckzukehren und von dort aus weiter nach Sueden zu fahren.