Nach zehn Tagen Insel-Hopping im Galapagos-Archipel sind wir heute wieder in Quito gelandet. In den vergangenen Tagen haben wir Unmengen von Tieren beobachtet, ca. 1000 Fotos geschossen, interessante Leute kennengelernt in schoenen und weniger schoenen Unterkuenften uebernachtet und das Strandleben genossen.
Als ziemliche Exoten sind wir mit nichts als einem Rueckflugticket nach Galapagos gereist. Da wir prompt den Busshuttle am Flughafen verpasst hatten, mussten wir mit dem Taxi nach Puerto Ayora, der einzigen echten Stadt auf Santa Cruz, fahren. Wahrscheinlich zeigte sich schon da, dass wir mit unserer Weigerung blind hinter irgendwelchen (vermeintlichen) Guides herzulaufen, nicht in das Standardtouristenangebot von Galapagos passten. Aber dazu spaeter mehr.
Als erstes machten wir uns auf die Suche nach einem Last-Minute-Cruiseboot. Cruiseboote sind wohl die gaengigste Art die Galapagos-Inseln zu besuchen. Boote der unterschiedlichsten Groesse, Bauart und Qualitaetsklasse fahren gut zahlende Touristen 4-8 Tage von Insel zu Insel und Guides klaeren ueber die Eigenheiten von Flora und Fauna auf. Ein solches Boot wollten wir auch haben, doch die anbrechende Hochsaison machte die Suche ziemlich schwierig und langwierig. Schlussendlich haben wir dann aber auf einem Katamaran der Luxusklasse (oho!) fuer vier Naechte noch zwei freie Betten gefunden. Wenn man ganz ehrlich ist, war der Last-Minute-Preis ebensowenig ein Schnaeppchen wie der Katamaran ein Luxusschiff – auch das ist Galapagos.

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Da bis zum Starttermin unserer Kreuzfahrt noch ein wenig Zeit war, machten wir uns am kommenden Tag auf den Weg nach Isabela. Als wir im Hafen von Puerto Ayohra in eine kleine Nussschale stiegen, unterlagen wir dem Irrtum anzunehmen, dass dies nur das Zubringerboot zur eigentlichen Faehre waere. Ein „Missfaehrstaendnis“, dass sich spaetestens in dem Moment aufklaerte, als wir auf dem offnen Meer uns krampfhaft an den Sitzflaechen festklammerten und hofften, diese Uerberfahrt ohne bleibende Schaeden zu uerberleben. Die kleine Nussschale flog mehr als sie schwamm, nur um mit harten Schlaegen auf die Wasseroeberflaeche zu knallen und wieder abzuheben. Ein mitreisender Einheimischer bestaetigte uns danach, dass dies die schlimmste Ueberfahrt gewesen sei, die er jemals gemacht haette. Wir waren wohl noch das Boot der Tapferen, in einem Boot das parallel zu uns fuhr fingen Leute an zu schreien und zu weinen. Diese Horrorfahrt war tagelang Gespraechsthema auf Isabela – wo allerdings sonst auch nicht viel passiert.
Die Tage auf Isabela verbrachten wir in dem wunderbaren Hotel „Sierra Negra“ direkt am Strand als einzige Gaeste. Auch sonst ist die ganze Insel ein verschlafener Pazifiktraum. Ungeteerte Sandstrassen, ungefaehr drei Laeden, wenig Touristen, menschenleere unendliche Straende und einfach viel Natur. Die Tierwelt auf Isabela ist so, wie eigentlich auf allen Galapagos-Inseln – einfach allgegenwaertig, vielfaeltig und faszinierend. So etwas wie Scheu vor dem Menschen kennen die meisten Tiere nicht, was machmal den Eindruck erweckt sich in einem riesigen Zoo zu befinden, in dem die Tiere stets puenktlich zu ihren Fototerminen erscheinen (s. Galerie „Galapagos – Impressionen“ und „Galapagos – Flora und Fauna„).
Die Rueckfahrt nach Santa Cruz verlief vergleichsweise angenehm, wenn auch viel mehr Leute seekrank wurden – wahrscheinlich hatten sie dieses Mal einfach mehr Zeit darueber nachzudenken, ob ihnen schlecht ist. Wir haben uns auf jeden Fall ein zweites Mal ueber die Investition in ein paar Seekrankheitspillen gefreut.
In Santa Cruz machten wir einen fliegenden Wechsel von Nussschale auf Luxuskatamaran. Dort lernten wir bei einem gemeinsamen Mittagessen unsere 14 anderen Mitreisenden kennen. Alles Amerikaner und die meisten bereits seit vier Tagen an Bord. Was uns in den folgenden Tagen erwartete war eine Mischung aus Sozialstudie amerikanischer Lebensart, Touriabzocke und beeindruckenden Naturerlebnissen. Letzteres durften wir auf einigen der Inseln erleben – auf denen wir allerdings lieber auf eigenen Faust als einem unmotivierten Guide folgend unterwegs gewesen waeren. Dies ist allerdings nicht moeglich, da man einige Inseln nur in Begleitung eines speziell lizensierten Guides besuchen darf – und das ist ja auch irgendwie gut so.

Besonders toll waren die Schnorchelausfluege, die wir von unserem Boot aus unternahmen. Hand in Hand (weil Schisser und ja auch romantisch) sind wir mit Haien, Schildkroeten, Seeloewen, Rochen, Pinguinen, Meerechsen und unzaehligen bunten Fischen geschnorchelt. Wirklich bewegende Erlebnisse.

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Leider haben wir auf unserer Kreuzfahrt aber auch lernen muessen , wie man das Handtuch schmeisst und zwar auf die mallorquinische Art – will sagen, wie man sich vordraengelt, die besten Plaetze sichert und die Konkurrenz ausbootet. Dies war leider manchmal notwendig, da das dargereichte Essen auf dem Boot gerne etwas knapp bemessen war und das Equipment (z.B. Flossen) nicht fuer alle Anwesenden reichte – und unsere mitreisenden Amerikaner wahre Spezialisten in dieser Disziplin waren. Soviel zur Luxusklasse.
Nach vier Tagen Luxuskreuzfahrt waren wir dann froh, schoene Tage auf hoher See gehabt zu haben, aber auch nicht boese unseren Tagesablauf wieder selbst organisieren zu koennen.
Die folgenden Tage haben wir auf der Insel Sankt Christobal verbracht, die wir schnorchelnd, wandernd und Fahrrad fahrend erkundet haben. Wie in den meisten Touristenhochburgen ist es auch in Galapagos so, dass wenn man sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade (in diesem Fall der Zielpunkte der Kreuzfahrer) bewegt, man tolle Dinge entdecken und dabei das Gefuehl haben kann, der erste Tourist zu sein.
Das Fazit nach zehn Tagen Galapogs heisst somit fuer uns, dass man viel auf eigene Faust erleben kann. Von vielen Inseln gibt es ausserdem Tagestouren, zu anderen Inseln oder guten Tauch- und Schnorchelrevieren. Vielleicht haetten wir so mit der Erfahrung von heute sogar ganz auf das Abenteuer Kreuzfahrt verzichtet. Ausserdem ging es zumindest uns so, dass die Erlebnisse, die wir selbst organisiert und auf eigene Faust unternommen haben, intensiver waren und einen hoeheren Erinnerungswert haben. Ausserdem muss gesagt werden, dass Galapagos ohne das ecuadorianische Festland zu besuchen, ungefaehr so ist, als wuerde man in die USA fahren und nur Disneyland sehen. (Vielleicht) schoen, aber nicht authentisch.
Noch ein kleiner Nachsatz zum Thema Authentizitaet: Die Diskrepanz, die es zwischen dem Tourileben und dem Leben der Einheimsichen auf Galapagos besteht ist krass. Zwar hat jeder ein Handy auf dem den ganzen Tag herumgedrueckt wird, doch ansosnten leben die Menschen in den einfachsten Verhaeltnissen in Haeusern, die wohl eher den Namen Huette verdienen. Ein Grund ist bestimmt, dass das grosse Touristengeld leider nicht auf der Insel haengen bleibt, sondern auf das Festland in die Taschen der Schiffseigner fliesst. Ein schoenes Beispiel fuer diese Diskrepanz war unsere Rueckreise zum Flughafen. Der klapperige, oeffentliche Bus, in dem neben Einheimischen nur ein paar wenige Rucksachtouristen wie wir sassen, blieb auf halber Strecke kurz hinter dem teuersten Hotel ganz Ecuadors liegen.