Unser Aufenthalt in Lima war denkbar kurz. Wir kamen morgens gegen 6 Uhr mit dem Nachtbus an und genossen dann die Annehmlichkeiten einer Grosstadt. In unserem Fall hiess das, einen guten Kaffee bei Starbucks. Seltsamerweise gibt es in Ecuador und Peru, die beide Kaffee produzieren, vorrangig Nescafe zu trinken – an manche Dinge mag man sich einfach nicht gewoehnen. Nachdem wir ein bisschen durch die Gegend gebummelt waren, entschlossen wir uns angesichts des schweren Gepaecks fuer eine noch nie dagewesene Form des Reisens – ein doppelstoeckiger Touribus. Dieser zeigte uns im Schnelldurchlauf die Sehenswuerigkeiten von Miraflores, dem modernen Grossstadtteil Limas und Tourimagneten. Wir kamen zu dem Schluss, zu dem bislang fast alle der Leute gekommen waren, denen wir auf unserer Reise begegnet und die vorher in Lima gewesen sind: kann man – muss man aber nicht.

Was wir auf jeden Fall besser nicht getan haetten, war etwas in Lima zu essen. Dass wir es doch getan hatten, machte den nachmittaeglichen Flug nach Arequipa fuer Oli zu Tortour. Entsprechend fiel der erste Tag im wunderschoenen, kolonialen Arequipa mehr oder minder aus.  

Am folgenden Tag machten wir uns dann schon weiter auf den Weg in den Colca Canyon, den angeblich tiefsten Canyon der Welt. Der Colca Canyon ist vor allem dafuer bekannt, dass sich dort gut Kondore beobachten lassen. Dies allerdings vorrangig nur am fruehen Morgen, weshalb die Touribusse nachts um eins aufbrechen um puenktlich vor Ort zu sein. Soweit geht unsere Ornitologiebegeisterung dann doch nicht, weshalb wir beschlossen hatten, zwei Tage im Colca Canyon zu verbringen. Nach einer fuenfstuendige Fahrt, die sieben Stunden dauerte, kamen wir dann ganz am Ende des Canyons (und gefuehlt auch der Welt) an. Das von uns aus Arequipa gebuchte Hostal entpuppte sich vor Ort als Ueberraschung – allerdings der negativen Art. Kurzerhand haben wir einfach den Schluessel stecken lassen und uns in die einzige oertliche  „Nobelherberge“ gefluechtet. Fuer all die Strapazen wurden wir dann aber am Nachmittag mit zahlreichen heimkehrenden Kondoren in wunderschoener Landschaft belohnt.

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Am naechsten Morgen ging es dann mit dem oeffentlichen Bus in Richtung „Condor’s Cross“, dem morgendlichen Touristen-gucken-Kondore-Platz. Gluecklicherweise waren wir zu doof am richtigen „Condor’s Cross“ auszusteigen. Wir landeten mit vier anderen Doofies bei einer anderen Aussichtsplattform. Dies entpuppte sich als absoluter Gluecksfall, da wir einige Kondore wirklich aus naechster Naehe beobachten konnten und als wir eine Stunde spaeter am echten „Condor’s Cross“ vorbeifuhren Hunderte von Touristen sahen. Wie uns spaeter ein paar Mitreisende berichteten, hatten sie dort fast keine Voegel gesehen. Glueck gehabt.

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Zurueck in Arequipa haben wir dann noch den Santa Catalina-Convent, einen wunderschoenes Nonnenkloster, das von den spanischen Kolonialisten gegruendet und erst vor wenigen Jahrzehnten der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht wurde, besucht. Anschliessend wollten wir uns noch fuer die naechste bevorstehende Nachtfahrt staerken. Pizza ist seltsamerweise das in Peru mit Abstand am haeufigsten angebotetene Essen. In Anbetrachtet unserer ja erst kurz zurueckliegenden Verdauungsdissonanzen, erschien uns eine Pizza ausserdem relativ ungefaehrlich. Bekommen haben wir etwas was entfernt an einen ueberbackenen Butterkeks erinnerte und das Zeug dazu hatte, einen echten Italiener einmal quer ueber die Anden zu jagen (lieben Gruss an Claudis Papa, wir haben ihn foermlich flitzen sehen.)

Nun ja, kann man eben – muss man aber nicht.

Nachdem wir ausgiebig die Agenturszene von Huaraz gescannt hatten, haben wir uns entschlossen den wohl populaersten Cordillera blanca-Trail bei Denis, einem netten Exil-Belgier, zu buchen. Vier Tage treckend durch die Berge und drei Naechte im Zelt standen somit auf dem Programm. Da sich kurzfristig von Denis niemand finden liess, der uns auf unserer Tour begleiten wollte, konnten wir fuer die kommenden Tage einen Guide, einen Eseltreiber, ein Kuechen- und ein Toilettenzelt unser Eigenen nennen. Wie sich spaeter noch herausstellte, sollten wir noch sehr dankbar fuer diesen Outdoor-Luxus sein.

Am ersten Tag ging es gleich fleissig bergauf. Nachdem wir aber unseren Tritt gefunden hatten, konnten wir neben der reinen Fortbewegung auch die wunderschoene Berglandschaft geniessen. Angekommen an unserem Tagesziel hatte unser Eseltreiben, der uns auf halbem Weg mit seinen Eseln in atemberaubenden Tempo ueberholt hatte, bereits saemtliche Zelte aufgebaut und im Toilettenzelt ein Loechlein gebuddelt. Wir hatten somit nichts anderes mehr zu tun als unseren Tageserfolg und die Umgebung zu geniessen und eine temperaturmaessig herausfordernde Katzenwaesche im Bach hinter uns zu bringen. Nach einem leckeren, von unserem Guide zubereiteten Abendessen war mit Untergang der Sonne auch das Ende des ersten Santa Cruz-Tages erreicht.

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Am naechsten Tag ging es dann bei strahlenden Sonnenschein weiter. Je weiter wir gingen und je weiter der Tag fortschritt, umso mehr versteckten sich die umgebenden Bergspitzen in Wolken. Als wir am Nachmittag einen hochgelegenen Aussichtspunkt erreichten, gab es bereits mehr flauschiges Weiss als Felsgrau zu bestaunen. Und dann schafften wir das fuer die Jahreszeit fast Unmoeglich: puenktlich zum Eintreffen am Campingplatz fing es an zu regnen und zu graupeln. Und es hoerte auch den Rest der Nacht nicht mehr auf, sondern steigerte sich sogar zu einem Gewitter.

Entsprechend praesentierte sich der Pass, den es am kommenden Tag zu besteigen galt, morgens in jungfraeulichem Weiss. Dick eingepackt machten wir uns aber trotzdem auf dem Weg und da wir die ersten Wanderer des Tages waren, konnten wir unsere Fusstapfen in dem frischen Schnee zumindest temporaer verewigen. Nach ca. zwei Stunden war es dann geschafft und wir waren auf 4.750 Metern (im uebrigen 60 Meter unterhalb der Montblanc-Spitze) angekommen. Ein bisschen geschafft, aber angesicht der verschaerften Bedingungen doppelt stolz.

Leider besserte sich das Wetter auch in den verbleibenden anderthalb Tagen nicht wesentlich, so dass wir mehr erahnen als sehen konnten, wie beeindruckend unsere Umgebung war. Am letzten Tag durchquerten wir dann noch ein typisches Bergdorf und konnten uns einen Eindruck von der Lebensweise der Bewohner entlegener Andenregionen verschaffen. Mit europaeischen Masstaeben schwer zu messen.

Um viele Eindruecke und ein paar Blasen reicher bestiegen wir dann ein Taxi und kamen nach einer vierstuendigen, halsbrecherischen Fahrt in Huaraz an. Nach eine paar erforderlichen Wiederherstellungsmassnahmen war es dann aber schon wieder Zeit „Auf Wiedersehen“ zu sagen und uns auf den Weg zu unserem naechsten Zielen „Lima-Arequipa“ zu machen.

Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht im Bus begruesste uns Huaraz in den Cordillera blanca mit einem atemberaubenden Panorama von 23 weissen Spitzen der umgebenden 5- und 6-Tausendern. Hier waren wir offensichtlich am richtigen Ort angekommen. Unser erster Weg fuehrte uns in die Touristeninformation, wo wir uns mit den Moeglichkeiten der naeheren und weiteren Umgebung vertraut machten. Und was macht man dann als Peru-Reisender so als erstes? Klar – Steine gucken. So haben wir uns die Ruinen von Willkawain, Grabstaetten einer weiteren Pre-Inka-Kultur angeschaut und sind dann ca. 1.5 Stunden wieder ins Tal zurueckgewandert.

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Nachdem wir uns dann einen Tag zur Aklimatisierung gegoennt hatten, war es an der Zeit unsere Bergtauglichkeit zu testen. Unser Ziel war die Lagune „Churup“ auf 4.450 Metern. Ein Ausflug, der wirklich voelligen Koerpereinsatz forderte. Nach 5 Minuten wurde uns die Luft ordentlich duenn, die Pumpe raste und im hoehenoptimierten Schneckentempo ging es den Berg hinauf. Bevor wir uns aber am Ziel waehnen konnten, musste auch noch eine richtige Kletterpartie bewaeltigt werden.

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Eine echte Bewaehrungsprobe fuer einen Flachlaender. Dafuer wurden wir an dem Bergsee angekommen mit einem traumhaften Panorama belohnt und waren beim Abstieg stolz wie zwei Bolles. Und bereit fuer weitere Bergabenteuer.