Java ist auch eine Insel
Fuer unsere lieben Nerd-Freunde sei vorab gesagt, dass Java neben einer Programmiersprache und einer Kaffeesorte tatsaechlich auch eine Insel bezeichnet. Wir haben uns persoenlich davon ueberzeugt. Java ist sogar nicht irgendeine Insel, sondern „die“ Insel Indonesiens – Regierungssitz, wirtschaftliches Epizentrum und Menschenmagnet.
Unsere erste Beruehrung mit Java machten wir in Surabaya. Auch wenn unser Aufenthalt dort nur wenige Stunden betrug, so war er doch im wahrsten Sinne des Wortes eindrucksvoll. Als erstes vielen die scheinbar wiederspruechlichen Seiten der Stadt auf. Ein sechs-spuriger, super ausgebauter Highway fuehrte uns vorbei an einfachsten Unterkuenften vom Flughafen in die Stadt. Dort angekommen glitzerten riesige Shoppingmalls und Buerotuerme von einem schlammigen Fluss, in dem Frauen ihre Waesche wuschen und wettergegerbte Fischer ihre Netze in die richtige Position brachten. Spannend war ausserdem eine Zufallsbekanntschaft mit einem 53-jaehrigen Indonesier, der uns ansprach und um ein wenig Deutschnachhilfe bat. Der nette Herr lernt aktuell Deutsch und wollte seine Faehigkeiten im Gespraech pruefen. So verbrachten wir einen Teil unserer Zeit in Surabaya mit ihm im Bahnhof sitzend und lernten nebenei beim Grammatikkorrigieren eine Menge uber das indonesische Leben.
Anschliessend brachte uns eine fuenfstuendige Zugfahrt durch relativ ereignislose Landschaften nach Yogyakarta. Leider kamen wir bei Regen und Dunkelheit an, um dann festzustellen, dass in ganz Yogyakarta kein Hostelzimmer mehr zu haben war. Nach einigen Kilometern und unter tatkraefitgen Unterstuetzung eines netten Einheimischen fanden wir schliesslich dennoch ein Bett. Dafuer versuchte dieser uns in den naechsten Tagen unerbittlich die Angebote seiner Reiseagentur nahezubringen und entwickelte ein untruegliches Gespuer dafuer uns aufzuspueren.
Da wir in Yogyakarta einige Tage verbrachten, konnten wir uns von der tatsaechlichen Wiederspruechlichkeit des Lebens auf Java ueberzeugen. Auf der einen Seite zahnlose Rikschafahrer, die einen fuer ein paar Cents durch dir brennenden Mittagshitze chauffieren und auf der anderen Seite Einkaufszentren, deren Eingangsportale an das Hotel Adlon erinnern, Doorkeeper inklusive. Parallelwelten, die nebeneinander exisitieren und kaum Beruehrungspunkte miteinander zu haben scheinen.
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Aber egal aus welcher Welt oder von welchem Stern sie stammten, haben wir nur nette Menschen in Yogyakarta getroffen. Besonders beeindruckend war fuer uns, wie insbesondere die jungen Menschen extrem aufgeschlossen und neugierig waren. So wurde jede unserer Busfahrten zu einem „Wer wird Millionaer“-Spiel. (Leider gingen wir jedesmal ohne Gewinn nach Hause.) Aber auch untereinander versuchten die Indonesier ihr Wissen auszutauschen. So lernten wir zum Beispiel von einem selbsternannten Englischspezi, dass man Leute einfach mit „By the way, what’s your name“ ansprechen kann. Denn „That’s cool, that’s American style“ – you know?
Ausserdem haben wir in Yogyakarta pflichtbewusst saemtliche touristischen Highlights „abgearbeitet“. Nachdem wir aber Batik- und Lederpuppenwerkstaetten, Vogelmaerkte, buddistische Tempel und Sultanspalaeste besichtigt hatten, packte uns schon wieder das Reisefieber. Da die Regenzeit unseren Reiseplaenen einen Strich durch die Rechnung zu machen drohte, haben wir kurzerhand unsere Route geaendert und uns ein Flugticket nach Malaysia gekauft. (Was im uebrigen einen ganzen Tag gedauert hat. Das ist die suedostasiatische Zeiteinheit fuer „kurzerhand“.) Eine schlaue Entscheidung, hat es ein paar Tage spaeter in Jakarta – unserem eigentlichen naechsten Ziel – ein Erdbeben und Ueberschwemmungen gegeben.
By the way – quite lucky!