Nachdem wir die Streikblockaden in Sucre erfolgreich ausgesessen hatten, konnte es endlich weiter in Richtung Sueden gehen. Ausser dass,wir ein paar extra Runden drehen mussten, weil dem Busfahrer ploetzlich einfiel, dass er doch noch jemanden vergessen hatte, verlief die Busfahrt ueberraschend und angenehm stoerungsfrei. Dafuer liess uns die vorbeiziehende Landschaft mitunter die Muender offen stehen. Bizarre Felsformationen, wechselten mit sanften, vielfarbigen Huegellandschaften und kleinen Dorfschaften, die der letzte Aussenposten vor dem Ende der Welt zu sein schienen. Aber das sollte nur ein Vorgeschmack sein, auf das was uns in der Salzwueste erwarten sollte.

von oben

(Ein kleiner Eindruck der Salzwueste (weiss) von oben. Die Salzwueste ist halb so gross Belgien und die Salzschicht in der Mitte bis zu sechs Meter tief. Durch die Zoomfunktion auf der linken Seite koennt ihr euch mehr Details der Landschaft anschauen.)

Angekommen nach neunstuendiger Fahrt in Uyuni holte uns ein netter Mitarbeiter unserer Salzwuestentour-Agentur ab und half uns prompt bei der Suche nach einer Unterkunft. Diese gestaltete sich ueberraschend schwierig, da Uyuni schon seit Tagen ohne Strom war. Dies unterstrich das Gefuehl, am Ende der Erdplatte angekommen zu sein und jederzeit ueber den Rand fallen zu koennen. Aber mit tatkraeftiger Unterstuetzung des uns begleitenden Einheimischen, fanden wir sogar eine Bleibe mit Stromaggregat und zumindest temporaer warmer Dusche. Nachdem wir saemtliche Formalitiaeten fuer die anstehende Tour geklaert hatten, nahmen wir romantisch bei Kerzenlicht einmal mehr eine Pizza als Abendessen zu uns – dank Stromausfalls war der Pizzaofen konkurrenzlos.

Nach einer bitter kalten Nacht und einem ebensolchen Morgen lernten wir am naechsten Tag unsere Mitstreiter fuer die naechsten drei Tage kennen. Ein Tuerke, ein Ami, zwei Deutsche und wir beiden stellten das internationale Jeeptour-Team. Als erste Station liefen wir einen Zugfriedhof direkt vor den Toren Uyunis an. Eine nette Fotokulisse, die aber in uns den Wunsch weckte, schnell zu den spannenderen Zielen unserer Tour aufzubrechen. Kurz danach begann dann tatsaechlich schon die Salzwueste. Eine strahlend weisse Ebene, die sich bis zum Horizont ersteckte und nur zum Teil von schemenhaft wahrzunehmenden Vulkanen umgeben war. Eine Landschaft, die nicht von dieser Welt zu sein scheint.

An diesem ersten Tag besuchten wir noch ein Dorf, dass mehr schlecht als recht vom Abbau und Verkauf des Salzes lebt und die sogenannte Fischinsel. Eine von ueber 1200 Jahre alten Kakteen ueberwucherte Erderhebung, die sich wie eine Insel aus dem starren Salzsee erhebt und deren Form an einen Fisch erinnert. Ausserdem hatten wir viel Spass beim Aufnehmen von „funny pictures“, die dadurch moeglich sind, dass in dem weissen Nichts jede Dimension fehlt. Ein paar unserer Kunstwerke konnt ihr hier bewundern.

Am spaeten Nachmittag fuhren wir dann weiter in Richtung unserer ersten Unterkunft. Leider war unser Fahrer wohl etwas zu forsch dabei, denn kurz nachdem er angekuendigt hatte, alle Mann sollten nun aussteigen und ein Stueck gehen, da Autos in diesem Bereich oefters feststecken blieben, steckten wir auch schon fest. Die eifrigen Bemuehungen unseres Fahrers den Jeep doch zur Weiterfahrt zu ueberreden, sorgten dafuer, dass sich die Hinterraeder bis zur Haelfte im Schlamm festgefressen hatten und der Vierradantrieb seinen Dienst versagte. Erschwerend kam hinzu, dass die Sonne sich gerade anschickte hinter einer Bergkette zu verschwinden, die Termperaturen empfindlich sanken und weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sichten war.

Mit gemeinsamen Kraeften konnten wir uns nach ungefaehr zwei Stunden aber doch aus der Schlammfalle befreien und kamen kurze Zeit speater in unserer vollstaendig aus Salz erbauten Bleibe an.

Die Gestaltung des naechsten Tages stellte einen Kompromiss dar, da wir zwischenzeitlich herausgefunden hatten, dass jeder unserer Mitreisenden eine andere Tour gebucht und einen anderen Preis bezahlt hatte. Wir starteten den Tag in einer Hoehle, die aus Korallengestein und fossilen Algen bestand. Ein wirklich atemberaubender Ort. Es folgten eine weiter Hoehle, verzaubert schoene Bergketten, tuerkisblaue Lagunen mit Horden von Flamingos und rauchende Vulkanschlote. Es ist schwer, diese unglaubliche Landschaft zu beschreiben, da sie mit nichts, was wir bisher gesehen hatten, vergleichbar ist. Wir hoffen, unsere Fotos koennen euch einen kleinen Eindruck dieses Naturspektakels verschaffen.

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Leider zog sich der bereits beschriebene bolivianische Umgang mit Informationen auch wie ein roter Faden durch unsere Tour. Unser Guide war mehr Fahrer als Fremdenfuehrer und die von ihm unklar oder nicht gestreuten Informationen, erzeugten mehr als einmal Verwirrung in unserem Team. Dafuer durften wir aber Zeuge einer anderen bolivinanischen Kommunikationsstrategie werden. Wenn du deine Meinung nicht sagen aber durchsetzen moechtest, erfinde einfach eine Geschichte. So erfuhren wir zum Beispiel, dass Toursiten nicht auf dem Beifahrerseitz eines Jeeps sitzen duerften, da sie immer einschlafen, dann auf den Fahrer fallen und dadurch Verkehrsunfaelle verursachen. (Ist klar, bei dem Gegenverkehr!) Ausserdem erklaerte man uns, dass wir uns nicht zu weit vom Jeep wegbewegen koennten, da es sich um vermientes Gelaende handeln wuerde. Man darf sich gar nicht vorstellen, was uns ohne diese wichtigen Hinweise alles haette passieren koennen.

Nach einer eiskalten Nacht in einer sehr spartantischen Gruppenunterkunft ging es dann am dritten Tage bei ungefaehr minus 20 Grad morgens um fuenf weiter um Geysiere und einen brodelnden Vulkan zu bestaunen. Von dicken Schwefelschwaden umhuellt waren wir ein weiteres Mal fasziniert, aber anschliessend sehr dankbar unsere tiefgefrorenen Gliedmassen in einer heissen Quelle wieder auftauen zu koennen. Noch eine weiter Lagune, noch einige weitere „ausserirdische“ Landschaften, die an den Fenstern unseres Jeeps vorbeizogen und schon waren wir (leider) an der Grenze zu Chile und damit am Ende unserer Tour angekommen.