St. Clemente – indigenes Leben im Norden

Eigentlich wollten wir ja nach Baños. Baños, ein Ort mit heissen Quellen in schoener Landschaft der auf der ToDo-Liste der meisten Ecuador-Reisenden steht. Dieser hatte auch ein Plaetzchen in unserer Reiseplanung gefunden. Als wir dann aber eine nette Kanadierin mit ihren Toechtern waehrend unserer Dschungelreise trafen und diese uns mit glaenzenden Augen von dem verschlafenen Bergdorf St. Clemente erzaehlte, haben wir unsere Reiseplaene kurzerhand geaendert. Baños wird auch ohne uns bestimmt von genuegend Touristen in diesem Jahr besucht.
Nachdem wir uns „endlich“ final von Quito verabschiedet hatten, ging der Weg erstmal in den hohen Norden Ecuadors. Natuerlich hatten wir bei der Wahl unseres Busses mal wieder ein glueckliches Haendchen und haben direkt noch eine Stunde kostenlose Stadtrundfahrt bekommen. Nachdem dann irgendwann der zwangiste Eis- und Suessigkeitenverkaeufer lautstark unseren Bus enterte und wir noch immer nicht die Stadtgrenzen Quitos hinter uns gelassen hatten, ist Oli beinahe explodiert.
Nach ueber drei Stunden sind wir dann in Ibarra angekommen. Dort bekamen wir auf unsere Fragen, in welche Richtung denn nun der Ort St. Clemente liegen wuerde, nur Fragezeichen in den Gesichtern der Einheimischen zu sehen. So verschlafen hatten wir uns das Doerfchen dann doch nicht vorgestellt.
Schlussendlich haben wir aber einen Taxifahrer gefunden, der sich bereit erklaerte mit uns nach St. Clemente zu suchen. In Anbetracht des Zustands seines Fahrzeugs waere er wohl ueberall mit uns hingefahren – wahrscheinlich findet sich nicht jeden Tag jemand so Lebensmuedes, der in seine Karre einsteigt. Mit haengender Kupplung und klappernden Tueren haben wir dann aber tatsaechlich nach St. Clemente gefunden und wussten vom ersten Moment an, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten.
[flickr]tag:twoglobalstclementeselected[/flickr]
Oberhalb von Ibarra drueckt sich der Ort St. Clemente an den Hang eines Vulkans und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die Stadt und die gegenueberliegenden Berghaenge. Diese Lage hat wohl auch den Ausschlag gegeben, dass vor acht Jahren zwei findige St. Clementer beschlossen haben, nicht mehr alleine von Landwirtschaft leben zu wollen, sondern in ihrem Dorf Tourismus anzubieten. Da in St. Clemente alle irgendwie miteinander verwandt sind, war es wohl nicht allzu schwer Mitstreiter zu finden. So gibt es nun zahlreiche Uebernachtungsmoeglichkeiten direkt bei indigenen Familien. Wir landeten bei Alberto und Laura, sowie ihren drei Soehnen Roberto, Giovanni und Vladimir (auch vor St. Clemente machen globale Einfluesse offensichtlich nicht halt).
Vom ersten Moment an kuemmerten sich alle ganz ruehrend um uns. Alberto brannte geradzu darauf, uns seine Heimat zu zeigen und uns alles ueber Landwirtschaft und heimische Medizinpflanzen zu erzaehlen. Natuerlich blieb es auch nicht aus, die lokalen Handarbeiten besichtigen zu muessen, wo wir auch brav ein paar Souvenirs erstanden – ueber deren weiteren Verbleib noch „verhandelt“ wird.
Auch wenn unserer Anfaengerspanisch fuer unsere Gastfamilie zeitweilig bestimmt ziemlich komisch war, haben wir uns alle ueberraschend gut verstanden bzw. verstaendigt. So haben wir zwei sehr schoene Tage in St. Clemente verbracht in denen wir vor allem einmal mehr die Warmherzigkeit der Ecuadorianer kennenlernen durften.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert