Endlich war er da – der lang erwartete schoene, klare Tag in Quito. Wir sollten es also doch noch schaffen uns Quito mit der Seilbahn von oben anzuschauen. Zufaellig hatten Scott und Peter, ebenfalls zwei Langzeitbewohner der Casa Helbling, die gleiche Idee. So zogen wir zu viert los, um an der Talstation der Seilbahn “ Teleferico“ festzustellen, dass nicht wir allein diese tolle Idee hatten.
Schlussendlich sind wir dann aber doch oben auf 4050 Meter angekommen. Dort oben bot sich uns ein wunderschoener Blick ueber das „Moloch Quito“ und die verschneiten Bergspitzen diverser Vulkane.
Zu Fuss ging es weiter den Berg hoch, wobei sich direkt raechte, dass wir auf den Galapagos-Inseln ohne Hoehenaklimatisation wieder eingebuesst hatten. Langsam und ordentlich schnaufend ging es Stueck fuer Stueck weiter.
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Entsprechend waren wir ganz dankbar, als uns ein Pferderuecken fuer den Aufstieg bis auf 4600 Meter angeboten wurde. Auch wenn der Aufstieg so wesentlich komfortabler war, haben wir uns wohl in unserer ganzen Ecuador-Zeit nie Gringo-maessiger gefuehlt. Zu schlapp zum Laufen, auf einem Pferd ohne wirklich reiten zu koennen, und begleitet von einheimischen Guides – zu Fuss!
Nichts desto trotz ein toller Ausflug.

Um es vorweg zu nehmen: Nein, wir haben bei dem ecuadorianischen Schamanen keine Wunderwaffe gegen Alterserscheinungen gefunden. Trotzdem haben wir das Treffen mit ihm erfrischt (s.u.) und in gewisserer Weise erleuchtet verlassen. Anders als urspruenglich versprochen, erwartete uns – in diesem Fall waren das Lars und Meike aus der Schweiz, die hiermit herzlicht gegruesst sein und wir beide – kein grosses Schamanenfest in Calderon, sondern „nur“ der Herr Oberschamane. Dieser nahm sich aber zwei Stunden Zeit uns in die Geheimisse der lateinamerikanischen Naturheilkunde einzufuehren. Zugegebenermassen, sassen wir am Anfang ein wenig skeptisch bis aengstlich in seinem Behandlungszimmer und betrachteten zahlreiche wenig vertrauenserweckende Fluessigkeiten, Steine, Kerzen und okkult anmutende Gegenstaende. Mit Geduld und missionarischen Eifer erklaerte uns Andres Quiliumba Samueza wie eine schamanische Heilung aussieht und welche Bedeutung den einzelnen „Behandlungsinstrumenten“ in diesem Prozedere zukommt. Nicht ohne Stolz berichtete er, dass seit dem Jahr 1996 die schamanische Heilskunst auch staatlich anerkannt und als alternative Medizin respektiert wird. Zum Beweis, durften wir dann auch ein dickes Fotoalbum betrachten, dass Andres mit saemtlichen politischen und geistigen Groessen Ecuadors zeigte.
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Derartig uerberzeugt unterzog sich dann Martina einer sogenannten spirituellen Reinigung. Diese bestand im wesentlichen daraus mit ein paar mythischen Formeln bedacht und mit speziellem Quellwasser und profanen Zigarettenqualm bespuckt zu werden. Ausserdem mussten noch ein paar energieleitende Steine festgehalten werden. Andres attestierte eine leichte innere Unruhe (welch Wunder!), die zu kurieren er sich anschickte. Als Martina dann ihre Haende zu einer Schale formen sollte und Andres eine braunliche Fluessigkeit in diese goss, wurde die innere Erregung auch aeusserlich sichtbar. Zu ihrer Erleichterung entpupte sich sich mysterioese Fluessigkeit aber als durchaus wohlriechende Kraeutertinktur, die auch nur zur aeusserlichen Anwendung gedacht war. Ziemlich feucht, aber um ein paar sehr spannende Erfahrungen reicher, verliessen wir unsere private schamanische Lehrstunde und wurden im Bus nach Quito direkt wieder auf den Boden der irdischen Tatsachen zurueckgeholt.

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Vor unserem Ausflug in die Welt der Schamanen, haben wir noch den quirligen Markt in Calderon besucht. Hier noch ein paar Impressionen:
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So nun wissen wir endlich wie friedlich und freudvoll ein suedamerikanisches Fussballspiel sein kann. Naja nur beinahe. Denn leider spielte das Wetter nicht so ganz mit. Bei stroemenden Regen, der sich hartnaeckig ueber 90 Minuten hielt, schauten wir uns ein WM-Qualifikationsspiel fuer die WM in Suedafrika an. In einem Stadion, dass schon seit den sechziger Jahren Wind und Wetter trotzt und heute auch den entsprechenden Charme versprueht. Erstaunlich friedlich und gut gelaunt haben die Ecuadorianer ihre Mannschaft gefeiert und lediglich den Schiedsrichter und die gegnerische Mannschaft mit wilden verbalen Beschimpfungen attackiert (selbst mit unserem bescheidenen Spanischvokabular bekamen wir rote Ohren). Das Ergebnis 0:0 spiegelte unsere Enttaeuschung ueber ein relativ lahmes Fussballspiel wieder. Trotzdem kamen wir am Ende des Abends nass bis auf die Haut, in Muelltueten eingepackt und in jeder Ritze voller Konfetti, zufrieden in unserem Hostal an. Und am naechsten Tag sind wir ja ausserdem mit einem Top-Spiel der Deutschen Nationalmannschaft belohnt worden und konnten dieses sogar im Trockenen schauen. Man glaubt es kaum Martina entwickelt sich zu einem echten Fan und diskutiert mittlerweile sogar ueber die Abseitsfalle.

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Nachdem wir nun unseren zweiwoechigen Spanischunterricht absolviert haben, gibt es schon erste Erfolge zu berichten. Martina konnte ohne Probleme auf Spanisch unsere Flugtickets nach Galapagos buchen und wir werden Montag sehen, ob es so gut geklappt hat, wie es bis jetzt den Anschein macht. Geplant ist zumindest von Monatg an zehn Tage auf Galapagos zu verbringen. Dann werden wir fuer zwei Tage nach Quito zurueckkehren und anschliessend uns in das Abenteuer Regenwald stuerzen.

Nachdem wir gestern zum letzten Mal unsere spanischen Sprachkenntnisse weiterentwickelt haben, fanden wir es an der Zeit, auch andere landestypische Ausdrucksformen zu erlernen. Also haben wir zur Erheiterung aller Lehrer und anderer Sprachschueler einen Salsa-Kurs im Innenhof unserer Sprachschule gebucht. Nach zwei Stunden wirklich harter Arbeit, konnten wir uns aber schliesslich einbilden, dass wir uns fuer zwei Gringos gar nicht so schlecht angestellt haben. Und riesig Spass hatten wir allemal.

In unserem ausgesprochenen Kontakt- und Kommunikationsfreudigen Hostel (manchmal ein bisschen zu sehr, weshalb wir mittlerweile zum Blog- und Emailschreiben in Internetcafes auswandern), haben wir dann gestern abend Herrn Erwin Patzelt kennengelernt. Ein netter und sehr sendungsbewusster aelterer Herr, der 1959 das erste Mal in Ecuador war und seitdem einige Filme und Buecher ueber den Regenwald und seine Einwohner verfasst haben. Herrn Patzelt sei Dank, haben wir morgen nun die Moeglichkeit dem Sonnenwend-Treffen der Medizinmaenner unterschiedlichster Staemme als einzige Touristen beizuwohnen. Wir freuen uns sehr und sind gespannt, wovon wir am Ende des Tages so alles geheilt sein werden.