Laecheln lernen

Bali empfing uns, kaum dass wir den Flughafen verlassen hatten, mit naechtlicher Schwuele. Es fuehlte sich ein wenig so an wie gegen eine Wand zu laufen, als wir die Flughafenschwelle ueberschritten und unsere Klamotten innerhalb weniger Sekunden an unseren Koerper klebten. Endlich Waerme!

Was also die Temperaturen anging, waren unsere Vorstellung und Wuensche bezueglich Suedostasien voll erfuellt. Das war es dann aber auch schon. Als uns der Taxifahrer in Kuta absetzte waehnten wir uns irgendwo in Spanien. Unendliche Restaurant- und Kneipenmeilen, die stolz ihr “Western Food” and “Original Pizza” anboten, Horden von uniformiert taetowierten Surfern und eine wahre Parade von Grillhaehnchen, die sich waehrend ihres Urlaubs nicht vom oertlichen Strand zu entfernen schienen. Nichts mit Land des Laechelns, asiatischer Ausgeglichenheit und ganzheitlicher Lebensart. Bei uns regte sich augenblicklich der Fluchtreflex.

So haben wir schnell wieder unser Saeckchen geschnuert und sind nach Ubud weitergezogen. Ubud, ist die (selbst)ernannte Kulturmetropole Balis. (Macht sich dieser Status an der Dichte der Souvenir- und Kunsthandwerklaeden aus?)
Dort fanden wir schnell im Ganesha eine schoene Bleibe. Die kleine Unterkunft lag zentral in der Stadt und doch direkt an einem Reisfeld und hatte ihren Namen von der elefantengesichtigen Hindugottheit.

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Da das Ganesha nur ueber zwei Zimmer verfuegt (ein Geschaeftsmodell, das uns bis zum Ende schleierhaft blieb) wurden wir sehr persoenlich betreut. Das Fruehstueck bekamen wir jeden Tag auf unserer eigenen Terrasse serviert. Dort wurden wir wunderbar von einem mehrsprachigen Beo unterhalten, der sein kleines Vogelhaus im Garten hat. Vor allem Oli freute sich, wenn er morgens vor die Tuer trat und von seinem gefiederten Freund mit den Worten “Hello Boss” begruesst wurde. Nach dem Fruehstueck mussten wir dann taeglich unserem Vermieter Rede und Antwort ueber unsere Tagesplanung stehen, immer in der Hoffnung er koennte etwas fuer uns organisieren und sich damit eine Kommission verdienen.

In Ubud machten wir dann zum ersten Mal auf unserer Reise wirklich Urlaub. Wir verbummelten die Tage, streiften ein wenig durch die Laeden und schauten uns balinesisches Tanztheater an. Absolutes Highlight waren aber die balinesischen Massagen und Behandlungen, von denen wir uns gleich mehrere verpassen liessen.

Ein bisschen Aufregung in die ganze Entspannung brachten dann aber wieder unsere Ausfluege mit dem Moped. Mit diesem erkundeten wir weite Teile der Insel, besuchten Tempel, fuhren durch kleine Doerfer und fuhren entlang malerischer Reisfelder. Bali wie aus dem Bilderbuch.
Unser Guidebook hatte uns auf diese Ausfluege gleich richtig mit dem Hinweis vorbereitet, dass der Verkehr auf Bali eher von goettlicher Fuegung als von Verkehrsregeln gelenkt wird. Und tatsaechlich, scheint der hinduistische Glaube an Wiedergeburt eine gewisse Angstbefreitheit zu bewirken. Oder vielleicht reicht es auch aus genug Opfergaben zu machen, um einfach ohne nach links oder rechts zu schauen auf eine Kreuzung zu fahren. Da wir aber weder eine weltliche noch eine goettliche Versicherung abgeschlossen hatten, verhielten wir uns defensiv – und ueberlebten so von einigen Regenguessen abgesehen unsere Zweiradausfluege unbeschadet.

Nach ueber einer Woche in Ubud packte uns das Reisefieber aber wieder und wir zogen weiter nach Amed an der verschlafenen Ostkueste Balis.

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