No kicks on …

… Route 66. Vor sechs Tagen sind wir auf die Route 66 aufgebrochen und haben mittlerweile schon die Haelfte der Strecke bis Los Angeles hinter uns gebracht. Wie Trapper suchen wir uns unseren schlecht oder gar nicht ausgeschilderten Weg durch die amerikanische Pampa – wobei wir uns im Durchschnitt ca. dreimal am Tag verfahren. Aber wir wollen ja auch Land und Leute kennenlernen.

Auf den bislang ungefaehr 1500 zurueckgelegten Meilen haben wir einiges gelernt. Zu aller erst, dass Langweile einen neuen Namen ‚Illinois‘ und Oednis ein Gesicht ‚St. Louis‘ hat. Kaum hatten wir die Stadtgrenzen von Chicago hinter uns gelassen, umgab uns plattes Land, dass streckenweise an Schleswig-Holstein erinnerte. Es folgte eine unendliche Aneinanderreihung von kleinen Doerfern, die alle irgendwie gleich aussahen. Dieser Zustand hielt tagelang an, weswegen wir zeitweise das Gefuehl hatten im Kreis zu fahren.

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Besonders bemerkenswert sind die Haeuser, die den Strassenrand saeumen. Es gibt unzaehlige sogenannte ‚Mobile Homes‘, so etwas wie riesige Wohnanhaenger, die entweder wahllos in die Landschaft oder in Mobile Home Parks abgestellt werden. Wie wir unterwegs aber eindrucksvoll sehen konnten, koennen auch ’normale‘ Haeuser fertig gekauft werden. Diese werden dann mit Sattelschleppern auf das vorgesehene Grundstueck transportiert. Dort verstroemen sie dann die entsprechende Plastik-Fast-Fertighaus-Atmosphaere. Aber Haeuser sind ja auch gar nicht so wichtig. Am wichtigsten scheinen fuer die Amis ohnehin ihre ueberdimensionalen Autos zu sein. Vor jeder noch so klapprigen Huette stehen entsprechend gleich mindestens drei davon. Wenn die Karren nicht mehr fahrtauglich sind, werden sie auch gerne mit jeder Menge anderem Schrott als Gartendekoration genutzt. Apropos Gartenpflege – die Nachfahren der Cowboys reiten heute in ihrer Freizeit bevorzugt auf Aufsitzrasenmaehern durch die Gegend. So ist im Umkreis von mindesten 150m um jedes Plastikhaus alles super akkurat gemaeht. Ein so gepflegtes Green zusammen mit den erwaehnten Schrottdevotionalien – fertig ist der amerikanisch Vorgartentraum. Vertreter eines besonders extravaganten Geschmacks ergaenzen dieses Arrangement noch mit lebensgrossen Plastikbambis – anscheinden das Pendant zum deutschen Gartenzwerg.[flickr]photo:2498662806[/flickr]

Ansonsten bietet die Countryside nicht viel Spielraum fuer individuellen Geschmack. Jede mittelgrosse Stadt kuendigt sich mit einem endlosen Korridor immergleicher Shops und Fast-Food-Restaurants an. Die verfuegbare Kultur scheint sich in weiten Teilen auf das im WalMart erhaeltliche Sortiment zu beschraenken. Aber immerhin kann man ja noch in die Kirche gehen. Davon hat jedes Dorf, und sei es noch so klein, gleich mehrere. Nicht umsonst heisst die Gegend entlang der Route 66 in Oklahoma ‚Bible belt‘.

Aber wir wollen hier nicht nur schlechtes berichten. Wir haben in den vergangen Tagen auch wunderschoene Landschaften gesehen und teilweise lies sich wirklich noch der Duft der alten Strasse schnuppern. In machen der teilweise verlassenen Staedte kann man sich ausserdem wirklich in die Zeit des wilden Westens zurueckversetzt fuehlen. Und manchmal kam auch tatsaechlich ein Cowboy um die Ecke gebogen.

In diesem Sinne,

God bless America

1 Kommentar zu „No kicks on …

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