Ein Land direkt am Aequator, was widerspruechlicher nicht sein koennte. Mit einem atemberaubenden Landeanflug auf die Hauptstadt Ecuadors, welche 2850m ueber dem Meeresspiegel liegt, begann eine Leidenschaft fuer ein nicht nur landschaftlich ueberwaeltigendes Land. Die senkrecht stehende Sonne laesst diese Landschaft und insbesondere die kalkweisen im kolonialen Stil errichteten Haeuser in bestechenden Farben erstrahlen. Unsere Fahrt vom Flughafen zu unserem ersten Hostel vergegenwaertigt uns, dass wir in einem uns unbekannten Kontinent gelandet sind. Von Abgasen betoert und von der Geschwindigkeit des Taxis berauscht flogen wir durch die Strassen Quitos.

Trotz totaler Uebermuedung nach einem anstrengenden Nachtflug und halber Blindheit (Olis Brille hatte den Flug von LA leider nicht ueberlebt) konnten wir doch schnell feststellen, dass unser Hostel (Hostal Huauki) nicht der erwartete Knaller war. Auch das leere Stockbett, das sich zwischen unseren Betten befand, wollte nicht wirklich zum Wohlfuehlgefuehl beitragen. Gott sei Dank waren wir aber so schlau, die Unterkunft von Hamburg aus nur fuer drei Tage gebucht zu haben.

Nachdem wir uns einigermassen aklimatisiert hatten, ging es dann erstmal auf den Markt nach Otavalo. Dort werden neben aller Arten von Lebensmitteln auch lebendige Tiere und vor allem indigenes Kunsthandwerk verkauft. Eine Reise in eine andere Kultur und unserer erster wirklicher Kontakt mit den Ecuadorianern. Dieser war ausnahmslos positiv, will man den Haendlern zugestehen, dass sie ihre Waren natuerlich zum bestmoeglichen Preis verkaufen moechten. Ansonsten war es auffaellig, wie liebevoll und nett die Menschen miteinander umgehen und wie entspannt alle sind. Insbesondere die Kinder, die immer und ueberall dabei sind, scheinen besonders lieb und „pflegeleicht“ zu sein. Ein Eindruck, der sich in den vergangenen Tagen haeufig bestaetigt hat. Staendig sieht man Familien, die miteinander kuscheln und Spass haben. Es soll auch quengelige und streitende Kinder in Ecuador geben – gesehen haben wir diese aber bislang noch nicht. Was wir aber gesehen haben und was die Idylle nicht unwesentlich truebt, sind viele Kinder, die in den Strassen versuchen, Suessigkeiten oder Zeitungen zu verkaufen oder sich als Schuhputzer verdingen muessen. Wir sind eben nicht nur in einem besonders schoenen, sondern auch in einem besonders armen Land.

[flickr]tag:twoglobalecuadorselected[/flickr]

Nach drei relativ schlaflosen Naechten, haben wir uns dann endlich auf die Suche nach einer neuen Bleibe gemacht. Dem Footprint-Reisefuehrer fuer Suedamerika sei Dank waren schnell ein paar alternative Bleiben identifiziert. Nachdem wir uns ein paar von diesen angeschaut hatten, haben wir uns schliesslich fuer die Casa Helbling entschieden und diese Entscheidung bislang noch nicht bereut. Ganz im Gegenteil, dadurch, dass wir uns schnell sehr wohl gefuehlt haben, stieg die geplante Verweildauer in Quito um ca. zwei Wochen. Mittlerweile haben wir eine Menge netter Mitbewohner kennengelernt und mindestens eine ebensolche Menge interessanter und kurioser Lebensgeschichten gehoert. Claus, der Besitzer des Hostals, ist ausserdem ein steter Quell guter Ideen und hilfreicher Hinweise fuer Ecuador-Reisende.

Nachdem wir durch den Erwerb einer neuen Brille die Vorausetzungen geschaffen hatten, haben wir uns fuer einen Spanisch-Kurs angemeldet. In einem Land, in dem alles weniger formal zugeht und jeder froh ist, wenn er ein bisschen Geld verdienen kann, geht das von einem Tag auf den naechsten. So haben wir mitterlerweile schon eine Woche Sprachunterricht und Zungengymnastik hinter uns. Ganz schoen heftig, wenn man einfach von null anfaengt. Unsere Vormittage verbringen wir jetzt mit unserer Lehrerin Martha, die aussieht wie dreissig und eine neunzehnhjaehrige Tochter hat (?!), und muehen uns redlich, zumindest die Grundzuege der spanischen Sprache zu verstehen. In den Nachmittagen sorgt Martha mit Unmengen von Hausaufgaben verlaesslich dafuer, dass uns auch ja nicht langweilig wird.

Nach den ersten Unsicherheiten, sind wir mittlerweile auch in Sachen Ernaehrung mutig geworden. Mit den ersten Brocken Spanisch bestellen wir uns mittags in typischen ecuadorianischen Restaurants, die teilweise entfernt an Garagen oder Gartenlauben erinnern, das was es gerade so als Mittagessen fuer 1- 3 Dollar im Angebobt gibt. Bislang ohne zu verzeichnende Kurzzeitschaeden, sondern eher mit einer Menge interesssanter lukullischer Ueberraschungen.

Von saemtlichen kulinarischen und linguistischen Abenteuern haben wir uns dann am vergangenen Wochenende in den heissen Quellen von Papallacta erholt. Mitten in den Anden in ueber 4000 Metern Hoehe, dort wo die Luft richtig duenn wird und die Wolken in den Bergspitzen haengen, sprudelt heisses Wasser aus der Erde. Dieses wird in Thermalbecken aufgefangen und laedt die Besucher zum Baden ein. Wir hatten das Glueck, dass es waehrend unseres Besuchs geregnet hat, andernfalls waeren wir wohl richtig durchgekocht worden. Die physische und psychische Entspannung war dann aber schnell wieder gemindert, nachdem wir ca. 2 Stunden auf dem Gang einen sauerstoffarmen und voellig ueberfuellten Busses unsere Heimfahrt nach Quito beschreiten mussten.

Nach den ersten 10 Tagen Ecuador koennen wir feststellen, dass wir uns tatsaechlich ein wenig in das Land und seine Leute verliebt haben. Auch wenn Quito ein riesiges nach Abgasen stinkendes und trotzdem wunderbares Moloch ist, und die Gegensaetze zwischen Moderne und Tradition, Armut und Reichtum teilweise kaum krasser sein koennten, so fuehlen wir uns hier sehr wohl und werden wohl noch eine ganze Weile in Ecuador bleiben. Jetzt haben wir erst einmal die Qual der Wahl wann und was wir machen moechten – Kueste und Wale beobachten, Galapagos, Dschungel- und / oder Vulkantrips oder doch lieber Wandern in den Anden. So klein das Land auch ist, so vielfaeltig sind die Moeglichkeiten. Wir werden berichten…

Da es morgen ab nach Suedamerika geht und wir heute einen Rechner zur Verfuegung haben, nutzten wir die Gunst der Stunde und schreiben heute noch einen zweiten Eintrag. Also erst einen Eintrag weiter unten Anfangen zu lesen.
Unsere Zeit in Kalifornien begann mit einer Enttaeuschung und zumindest fuer Oli mit zwei grossen Abenteuern. Enttauschung darueber, dass Kalifornien nach dem Uebertreten der Staatengrenze nicht voller Palmen, Blueten und gutaussehender Surfer war, sondern sich als trockener Geroellhaufen praesentierte. Die Abenteuer begannen fuer Oli am ersten Morgen in Kalifornien, in Form einer Nagelschere, mit der Martina seine etwas aus der Facon geratene Frisur zu retten versuchte. Gluecklicheweise waren am Ende keine Verletzten zu beklagen und das Ergebnis verhinderte die Fortsetzung der Reise nicht.
Als erstes schauten wir uns in Kalifornien den Yoshua Tree National Park an, eine Wuestenlandschaft in der – oh Wunder – die sogenannten Yoshua Trees wachsen, irgendwas zwischen Kaktus und Palme. Bei genauerem Hinsehen erwies sich die offensichtlich so karge und graue Wueste als Heimat vieler kleiner Ueberlebenskuenstler. Humboldts Forscherdrang war geweckt und fuehrte uns geradewegs in die naechste Sandduene. Da steckten wir dann fest mit unserem Frontantriebauto. Nach einigen Misslungen Befreiungsversuchen und nachdem wir schon mal sicherheitshalber unseren Wasservorrat gecheckt hatten, fanden wir dank eines beherzten Amerikaners wieder unseren Weg auf die Strasse.
Nach so viel Aufregung, waren wir ganz dankbar in Palm Springs, der Heimat der Schoenen, Reichen und Schwulen, ein entspanntes Plaetzchen gefunden zu haben. Hier haben wir zwei Tage lang die Seele baumeln lassen, schweisstreibende Wanderungen in die Berge gemacht und das fuer amerikanische Verhaeltnisse vorzuegliche gastronomische Angebot genossen.
[flickr]tag:twoglobalkalifornienselected[/flickr]
Dann ging es unserem letzten Ziel ind Nordamerika entgegen – Los Angeles. In Palos Verdes, einem Kuestengebiet vor den Grenzen der Stadt, konnten wir dann nachvollziehen, warum Juergen Klinsmann freiwillig auf eine Rueckkehr zum deutschen Fussball verzichtet hat. Ansonsten haben wir uns angeschaut, was man sich als Touri in Los Angeles so anschaut – nur von irgendwelchen Promisichtungen koennen wir leider nicht berichten. Hier praesentierte sich nun Kalifornien auch von der erwarteten Seite.
Jetzt sind wir, nachdem wir unser Auto abgegeben haben, vor drei Tagen in unser Hostel in Venice Beach eingezogen. Und haben dabei prompt Glueck gehabt und uns das einzige Zimmer mit Meerblick geangelt. Zwischen Altihippies, Lebenskuenstlern und Wellenreitern, lassen wir uns von der allgemeinen Entspanntheit – und vielleicht auch von dem Dauer-Marihuana-Duft – anstecken und erholen uns von den „Strapazen“ der letzten Wochen. Genau der richtige Ort, um sich auf das naechste Abenteuer vorzubereiten.
Mehr bald aus Ecuador.

Mehr Bilder aus Kalifornien, Nevada, Utah und Arizona gibt es natuerlich in der Galerie.

In Flagstaff, wo wir auch unseren letzten Eintrag verfasst haben, haben wir beschlossen, dass es auch jenseits der Route 66 schoen sein kann. Unsere ersten „Offroute-Touren“ fuehrten uns zu den Naturhighlights in Flagstaffs Umgebung – dem Sunset Crater, einer bizarren Vulkanlandschaft, dem Walnut-Canyon, in dem schon vor 700 Jahren Menschen in den Fels ihre Wohnungen gehauen haben, zum Slide Rock State Park, in dem im Sommer von flachen Felsen aus in einem Bergbach gebadet werden kann, zum touristisch sehr erschlossenen aber wunderschoen gelegenen Sedona und zu Montezumas Castel, einer mehrstoeckigen Felswohnanlage aus dem Jahr 1100.
[flickr]tag:twoglobalarizonaselected[/flickr]
Aber Flagstaff hatte noch mehr zu bieten. Ein benachbartes indisches Restaurant bescherte uns nachdem wir Chicago verlassen hatten, das erste Abendessen, dass man als wirklich lecker bezeichnen konnte. Mittlerweile waren wir angesicht ausschliesslich verfuegbaren Fastfood-Restaurants insbesondere in den laendlichen Gegenden auf Salatselbstversorgung umgestiegen.
Flagstaff hatte aber noch mehr Ueberraschungen parat. Nachdem wir gerade aus der trockenen und heissen Wueste New Mexicos kamen, wurden wir in Flagstaff aufgrund der Hoehenlage der Stadt mit frischen Temperaturen begruesst. Dass wir am zweiten Tag unseres Besuchs unser Auto unter einer ca. 10 Zentimerter dicken Schneeschicht freischaufeln mussten, traf uns dann aber doch unvorbereitet. Wir liessen uns davon allerdings nicht beirren und fuhren in diverse Textilschichten gehuellt weiter zum Grand Canyon. Dort wurden wir anfaenglich hauptsaechlich von Nebel begruesst, was den Grund fuer einen Grand Canyon-Besuch ein wenig ad absurdum fuehrt. Dick eingepackt und Sturm und Eisregen trotzend, riss irgendwann der Himmel auf und wir wurden mit wirklich atemberaubenden Ausblicken und Impressionen fuer unser Durchhaltevermoegen belohnt. Im nachhinein betrachtet, was es sogar ganz schoen, dass sich das Wetter anfaenglich von seiner eher dramatischen Seite gab, so haben wir die Atmosphaehre im Grand Canyon als sehr besonders empfunden.
[flickr]tag:twoglobalarizona2selected[/flickr]
Nach dem Grand Canyon ging es vorbei am Lake Powell, einem riesigen stahlblauen See inmitten der Wueste, weiter nach Utah. Dort eroeffnete sich mit dem Bryce Canyon Nationalpark, die naechste Natursensation. Uber Jahrtausende war der rote Sandstein im Brcye Canyon durch Wind und Wasser so abgeschliffen worden, dass sich der Fels heute wie eine Ansammlung ueberdimensionierte Orgelpfeifen praesentiert. Am besten schaut ihr euch die Bilder selbst an, was soll man dazu sagen?
[flickr]tag:twoglobalutahselected[/flickr]
Das fragten wir uns auch, als uns im besagten Bryce Canyon ein typisches amerikanisches Paearchen begegnete. Beide ziemlich uebergewichtig, ungelenk und mit Jeans und schwarz-roten Kanada-Holzfaellerhemden schick im Partnerlook gekleidet. Der Laesterreflex wurde sofort ausgeloest. Allerdings hatten wir ausgekichert, als die beiden uns freudestrahlend eroeffneten ‚Hey, you guys look the same, as we do. Cool‘. Ein scharfer Blick offenbarte, dass wir tatsaechlich beide in beigen Treckinghosen und schwarzer Jacke bzw. Pulli bekleidet unterwegs war. Gefuehlte 1.5 cm gross schlichen wir zum Auto und freuten uns, dass es so langsam dunkel wurde.
Nachdem wir uns von diesem Schreck erholt hatten und fortan morgens unsere Gaderobe abgleichen, ging es weiter nach Las Vegas. Vorher machten wir noch einen Abstecher zum Hoover Staudamm. Dieser beeidruckte durch seine schwindelerregende Hoehe und seine gewaltigen Ausmasse. Nachhaltig interessanter fanden wir allerdings, wie niedrig der Wasserstand des aufgestauten Lake Meads, der Hauptwasserquelle von Las Vegas, war. Ein weiteres Indiez fuer das gewaltige Energie- und Ressourcenproblem auf das die USA momentan zusteuern.
Ueber Las Vegas ist es schwer etwas zu sagen – hingehen, anschauen und staunen, Disney World fuer Erwachsene.
[flickr]tag:twoglobalnevadaselected[/flickr]