In einem Reisefuehrer wurde Laos als Land mit blutdrucksenkender Wirkung beschrieben. Und tatsaechlich, haetten wir bei der Ein- und Ausreise anstelle von Visagebuehren und Bakschisch zu bezahlen den Blutdruck gemessen, waeren wohl signifikant unterschiedliche Werte ermittelt worden.

Unser Reise durch Laos begann mit zwangslaeufiger Untaetigkeit waehrend unserer zweitaegigen Mekongreise nach Luang Prabang. Luang Prabang ist eine echte Perle Aiens, die mit einer spannenden Mischung aus Tempeln, asiatischem Lebensstil und franzoesisch-kolonialem Erbe zum entspannten Verweilen und Sich-Treiben lassen einlaedt. Einen weit authentischeren Eindruck laotischen Lebens gewannen wir aber ausserhalb des Touristenmagneten Luang Prabangs. Eine Fahrradtour fuehrte uns in ein abgelegenes Bergdorf einer der zahlreichen ethnischen Minderheiten Laos. In einfachen Holz- und Bambushuetten lebten hier ganze Grossfamilien in einem Raum. Fast einziger und wichtigster Besitz ist ein Fernseher, der selbst in der schaebigsten Bude zu finden ist. Auch in diesem Dorf wimmelte es natuerlich von lachenden und staubigen Kindern, die alle mit grossen Augen die beiden „Falangs“ (Langnasen) bestaunten. Da die Sprachbarriere zwischen Touristen und Einheimischen in Laos in den meisten Faellen unueberwindbar ist, ist uns unser Fotoapparat immer ein kostbares Kommunikationsmedium. Auch wenn die Zwerge am Anfang zwar neugierig aber scheu sind, tauen sie spaetestens dann auf, wenn sie die ersten Bilder von sich gesehen haben und dann geht die grosse Rangelei um die beste Fotopose los. Anders als in manchen Laendern geht es dabei immer nur um Spass und nicht etwa um Geld oder Suessigkeiten. Das einzige wonach wir wirklich oft gefragt wurden ist Papier oder ein Stift. Fuer unsere naechste Laos-Reise haben wir uns vorgenommen reichlich davon einzupacken.

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Die erwachsenen Dorfbewohner sind freilich nicht ganz so einfach zu erobern. Die einen gruessen die beiden Falangs schuechtern zurueckhaltend, waehrend andere uns nur misstrauisch betrachteten. Oftmals stellten wir uns die Frage wie und ob wir angenehmer und willkommener Besucher und nicht super-reicher Eindringling sein koennen. Da die laotische Mimik und Gestik fuer uns oft kaum zu deuten ist und der Versuch regelmaessig zu voellig falschen Interpretationen fuehrt, nicht immer eine leicht zu beantwortetende Frage. Wir bemuehten uns aber nach Kraeften, insbesondere da uns waehrend unserer Reise durch das Land zu viele Vollidioten begegnet waren. Viele von diesen – wollen wir sie Filzlockenfraktion nennen – scheinen ausschliesslich nach Asien zu reisen, weil es da ja so schoen billig ist. Deshalb wird auch jeder Preis bis aufs Messer verhandelt, auch wenn es nur noch um Centbetraege geht. Als Botschafter fuer ihre zumeist europaeischen Heimatlaender legten diese Typen ein schlechtes Zeugnis ab. Da bleibt den Einheimischen nichts als Raetseln, wenn sie spaeter genau diese Typen in ueberteuerten Tourikneipen literweise Biertrinken sehen. ‚Money makes crazy“ sagen die Laoten dann.

Das ist im uebrigen eine typisch laotische Einstellung. Warum soll man sich auch unnoetig anstrengen, wenn man doch ohnehin alles hat, was man zum Leben braucht? Ausserdem sind die meisten Laoten extrem gelassen und grosszuegig. Wo passiert es einem sonst, dass der Besitzer eines Gaestehauses, dessen Zimmer man gerade aus irgendwelchen Gruenden abgelehnt hat, einen kostenlos zur naechsten Unterkunft faehrt. Und wann hat zum letzten Mal mit euch jemand in einem oeffentlichen Verkehrsmittel sein Essen geteilt? Kein Wunder also, dass Laos kaum nennenswerte industrielle Produktion vorweisen kann. ‚Lao Beer‘ ist das einzige Produkt mit so etwas wie einer internationalen Reputation und absoluter Stolz der Nation – und lecker obendrein.

Von Luang Prabang fuhren wir weiter nach Vientiane, der wohl verschlafensten Hauptstadt der Welt. Da es dort ausser westlichen Lustgreisen auf Frauenfang wenig Interessantes zu entdecken gab, ging es schnell weiter mit dem Bus nach Tha Khaek.

Eine Fahrt mit oeffentlichen Verkehrsmittel ist eine Parabel der laotischen Gesellschaft – unabhaengig davon ob man mit einem „richtigen“ Bus oder mit einem Sawngthaew (einem besseren Moped mit Ladeflaeche und Sitzbaenken ) faehrt. Da kaum jemand in Laos ein Auto besitzt ist der Bus Logisitkzentrum, Fortbewegungsmittel und Marktplatz in einem. So kann es einem durchaus passieren, dass man seinen Sitzplatz nur kletternd erreicht, da bereits der Gang des Busses mit Mopeds, Kisten und Reissaecken vollgestopft ist. In regelmaessigen Abstaenden wird angehalten und der ganze Bus wird von einem Schwarm fliegenden Haendler heimgesucht. Gar nicht so schoen, wenn einem eine geschaeftstuechtige Hausfrau ihre gegrillten Fledermausspiesse wiederholt unter die Nase haelt und nicht verstehen kann, dass man nicht zugreifen will. Fuer alle Laoten zumindest scheinenen oeffentliche Verkehrsmittel die liebsten Nahrungsaufnahmeplaetze zu sein. Ausserdem schaetzen es vor allem aeltere Damen im Bus ungestoert irgendwelches Zeug zu kauen, das ihre Lippen, Zahne und Spuke blutrot faerbt. Letzeres wird dann ausgespuckt und in einer kleinen Plastiktuete gesammelt. Wofuer auch immer, aber appetitlich ist auf jeden Fall etwas anderes. Generell ist eine Busfahrt aber immer eine guten Gelegenheit etwas ueber die Bevoelkerung zu lernen und dank der beengten Platzverhaeltnisse mit dieser buchstaeblich auf Tuchfuellung zu gehen. Das muessen die schwer beanspruchten Bandscheiben dann eben auch mal fuer ein paar Stunden einsehen.

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Einen besonderen Einblick in laotisches Leben bekamen wir waehrend eines Ausflugs zu einer spektakulaeren 7 km-langen Hoehe, die wir mit einem Boot durchquerten. Als wir wieder aus der Hoehle kamen war es bereits dunkel und wir ohne Unterkunft. Im naechstgelegenen Dorf wurden wir bei einer Mutter und ihren drei Kindern in einem Homestay untergebracht. Auch wenn an verbale Kommunikation gar nicht zu denken war, so hatten wir doch jede Menge Spass mit den Kids. Das groesste Erlebnis schien fuer die kleinste Tochter die Entdeckung unserer Handcreme gewesen zu sein, mit der sie sich sofort von Kopf bis Fuss einschmieren liess. Ein so grosses Vergnuegen und offensichtlich noch nie dagewesenes Erlebnis, dass vor Lachen die Traenen liefen. Ausserdem kamen wir so in den Genuss laotischer Hausmannskost, was angesichts undefinierbarer Fleischeinlagen eine echte Herausforderung darstellte. Zudem konnten wir erleben, was sich Laoten so den lieben langen Tag fuer eine „Scheisse“ im Fernsehen anschauen. Es mutet schon an wie eine Uebertragung von einem anderen Planeten, wenn man in einer russverkokelten Strohhuette sitzt und in einer unglaublich schlechten Soap junge Schauspielerinnen beim Edel-Shoppen in riesigen Malls beobachtet.

Von Tha Khaek ging es ueber Pakse nach Champasak. Dort fand wahrend unseres Aufenthalts in einem Weltkulturerbetempels eine der groesseten buddistischen Festivals des Landes statt. Hier trafen die liebsten laotischen Hobbies aufeinander: Religion, Essen und Karaoke.

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Von dort ging es wider zurueck nach Pakse, wo wir am Rande eines grosen Marktes einen Bus nach Tat Lo bestiegen. An die Exotik laotische Maerkte hatten wir uns mittlerweile schon gewohnt, so dass uns Anblick und Geruch der feilgebotenen Waren nicht mehr viel anhaben konnten. Aber so richtig gewoehnen kann man sich als Europaer an den Anblick von gerillten Ratten und Eichhoernchen, Froschspiessen, Insekten , Hundeschenkeln und Blutsuppen dann doch nicht. Wir hatten auf jeden Fall eine ziemlich vegetarische Zeit.

Tat Lo ist ein abgelegenes huebsches Dorf, dass fuer einen entspannten Lebensstil, wundeschoene Natur und zahlreiche Wasserfaelle bekannt ist. Wenn sich die Wirkung des Praeparats Laos beim touristischen Patienten noch nicht richtig entfaltet haben sollte, dann ist das spaetetens hier der Fall.

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Die laotische Intensivstation erreichten wir dann mit unserem letzten Ziel, der Mekonginsel Don Khon. In der Region der sogenannten ‚“Viertausend Inseln“, die sich im suedlichsten Zipfel des laotischen Mekongs befinden, laesst es sich wunderbar der Tag in einer Hangematte verbringen und die Erlebnisse in Laos Revue passieren.

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Mehr Bilder ueber Laos gibt es natuerlich in unserer Galerie.

Von Chiang Mai aus begaben wir uns auf die dreitaegige Reise nach Luang Prabang. Erste Reiseetappe war eine sechsstuendige Fahrt mit dem Minibus an einen der aeussersten Zipfel Thailands nach Chiang Kong. Hier trennt der Mekong Thailand von Laos. Somit war es an Tag zwei nur ein kleiner Sprung fuer uns, um in Laos anzukommen. Dort wurden wir abermals mit der kreativen Geschichtenerfinderkunst der Asiaten konfrontiert, als eben die Leute, bei denen wir ein Ticket fuer die zweitaegige Slow boat-Reise nach Luang Prabang gebucht hatten, uns nun versuchten eine alternative Minibusreise gegen Zahlung eines Aufschlags schmackhaft zu machen. Die Jungs waren erstaunlich erfolgreich und eine ganze Horde Schafe, aeh Touristen, trabte hinter ihnen her in Richtung Minibus.

Wir erworben statt dessen zwei Kissen, um die kommenden zwei Tage moeglichst komfortabel zu ueberleben. Wobei komfortabel im Zusammenhang mit unserer Bootsreise eine wenig passende Vokabel ist. Die Bootsbetreiber stopften ungefaehr die doppelte Anzahl an Menschen auf das Holzboot als dies fuer unsere europaeischen Begriffe ueberhaupt vorstellbar gewesen waere. Als die simplen Holzbaenke bereits alle besetzt waren, wurden einfach noch ein paar Plastikstuehle in den Gang gestellt. Wer dann noch keinen Platz hatte, der durfte mit einem Sitzplatz auf dem Boden vorlieb nehmen. Da kam einen das Platzangebot eines Flugzeugs direkt luxerioes vor und wir waren einmal mehr fuer unsere mittlerweile erworbenen Kenntnisse im Vordraengeln und Platzreservieren dankbar.

Die Fahrt ueber den schlammig-braunen, mal mehr mal weniger traege dahinfliessenden Mekong begann beschaulich. Hin und wieder passierten wir eine einfache Holzhaussiedlung, Fischer, die ihre Netze auf Inhalt untersuchten und Goldwaescher, die wahrscheinlich noch immer vom grossen Fund traeumen. Auf dem Weg hielten wir an ein paar kleinen Doerfern, wo Waren eifrig ein- und ausgeladen wurden. In jeder dieser Siedlungen lebte ein ganze Meute rotznasiger Zwerge, fuer die die anlegenden Boote ein echtes Highlight zu sein schienen. Umgekehrt ging es wohl den meisten von uns Bootsfahrern auch so. Wie wir spaeter feststellten, bekommt jede laotische Frau durchschnittlich 4.5 Kinder und das Durchschnittsalter der Bevoelkerung liegt bei 19,x Jahren. Kein Wunder also, dass einem ueberall Horden kleiner Dreikaesehochs begegnen.

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In Pak Beng beendeten wir unsere Bootsreise am ersten Tag. Ein kleines Dorf, das nur auf die Beduerfnisse der Mekongreisenden ausgerichtet ist. Abends, wenn die Boote reihenweise an dem unbefestigten Flussufer anlegen, erweckt der kleine Ort zum Leben und Hotel- und Restaurantbesitzer buhlen um die Gunst der Reisenden. Kaum sind am naechsten Morgen die ganzen Touristen wieder auf ihre Boote verfrachtet, verfaellt der Ort wieder in seine lethargische Starre – bis abends die naechsten Boote anlegen.

Der zweite Tag war vergleichsweise spektakutlaerer. Die Berge wurden hoeher, die Waelder wilder, die Kuesten steiniger und die Besiedlungen zahlreicher. Das war auch gut so, da wir acht Stunden in der wenig gemuetlichen Enge des Bootes, durch die vor allem am Vormittag ein eisiger Wind bliess, aushalten mussten. Die Muehen waren es aber wert, wurden wir doch mit traumhaften Bildern und lebendigen Mekong-Klischees belohnt. Obwohl wir zugegebenermassen auch ziemlich erleichtert waren, als Luang Prabang endlich in Sicht kam.

Nachdem wir noch zwei Tage alleine zu zweit in Bangkok verbracht hatten, bestiegen wir einen Nachtzug der uns in den Norden Thailands bringen sollte. Auch wenn die Zugfahrt an sich ein echtes Erlebnis war, kam es wie es uns schon von anderen Reisenden prophezeit wurde. Es wurde bitterkalt. Und die Klimaanlage bliess die ganze Nacht unerbittlich kalte Luft auf unsere duennen Decken. Es raechte sich bitterlich, dass wir unter dem Eindruck wochen- bzw. fast monatelanger asiatischer Hitze alles an Pulli und Jacken, was wir so hatten, auf den Weg nach Hause geschickt hatten.

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Gut durchgefroren kamen wir mit dem Vorsatz unverzueglich waermende Oberbekleidung zu kaufen in Chiang Mai an. Bis wir dort aber eine adaequate Unterkunft gefunden hatten, waren unsere Koerpertemperaturen wieder auf Normalnivau gestiegen. Wir verschoben unsere Vorsaetze fuers erste, sondern bummelten erst einmal durch die schoene Alstadt Chiang Mais. In den folgenden Tagen liessen wir die entspannte Atmosphaere der Stadt ein wenig auf uns abfaerben. Wir schauten uns die Stadt an, „arbeiteten“ ein bisschen im Internet-Cafe, fuhren mit dem Moped durch die Gegend und liessen ausserdem einfach mal ein wenig die Seele baumeln. Die in Chiang Mai allerorts angebotenen Treckingtouren, schienen eher fuer Trecker gemacht, die Bewegung und nicht organisierte Begegnungen auf jeden Fall vermeiden moechten. Da fiel es nicht schwer kein schlechtes Gewissen beim Faulenzen zu haben. Ausserdem musste ja unsere Weiterreise nach Laos organisiert werden. Ein spannendes Projekt, bei dem wir feststellten, dass Asiaten im Erfinden von Geschichten nicht minder kreativ sind als Suedamerikaner, wenn es darum geht etwas zu verkaufen.

Zwei dicke Pullis haben wir natuerlich auch noch gekauft – eine Investition, die sich angesichts kuehler noerdlicher Tempertauren auch sofort gelohnt hat.