Als wir nach ueber 15-stuendiger Reise endlich in Bangkok ankamen, stellten wir gluecklich fest, dass unser gebuchtes Hostel genau die richtige Unterkunft war. Dies war eine doppelt gute Nachricht, da wir bei unserer naechtlichen Ankunft nicht nur ziemlich erledigt waren, sondern die Unterkunft in den kommenden Tagen auch zwei Backpackerfrischlinge – Martinas Mama plus Lebensgefaehrten – beheimaten sollte.

Unsere Unterkunft das “Happy House” befand sich inmitten des Backpacker-Mekkas Banglamphu in der Naehe der legendaeren Khao San-Road. Ein Umstand der einerseits ein reichhaltiges gastronomisches Angebot aber auch allerlei exotische Zeitgenossen und ein skurilles Strassentreiben versprach.

Unser erster Tag in der thailaendischen Hauptstadt drohte fast an einer achtspurigen Kreuzung ohne sichtbare Ueberquerungsmoeglichkeit verbracht zu werden. Wir wurden aber von einem netten, thailaendischen Lehrer gerettet , der uns den Weg wies. Wir kamen mit ihm ins Gespraech und schliesslich war nicht nur unser Strassenproblem geloest, sondern all unsere Plaene ueber den Haufen geworfen. Wir fanden uns in einem TukTuk quer durch die Stadt brausend wieder, sahen einen Riesen-Buddha, besichtigten den aeltesten Tempel Bangkoks und orderten beim angeblich besten Schneider der Stadt ein massgeschneidertes Hemd. Kein schlechter Start.

Am kommenden Tag fuehrten uns der Zufall auf einen grossen Obst-und Gemuesemarkt, der zu den eher progressiveren gehoerte, die wir bislang gesehen hatten. Damit ein “Muss” auf unserer 4 Global-Reiseliste. Entsprechend wurden Global 3 und 4 direkt nach ihrer Ankunft und dem Check-in im Hostel ins kalte Wasser geschmissen. Lebendige Fische und Froesche, Blutlachen, Schweinefuesse und die anderen exotischen Auslagen des Marktes verfehlten ihre Wirkung nicht. Wir hatten auf jeden Fall Spass und die beiden Frischlinge mit einem flauen Gefuehl im Magen zu kaempfen.

Dies war aber schnell vergessen, da es ja schliesslich Silvester war und etwas fuer das “verlaessliche” Glueck im kommenden Jahr getan werden musste. Also kauften wir eine riesigen Plastiksack voller altem Toastbrot und verfuetterten dieses an die schwimmenden Bewohner des Mae Nam Chao Phraya-Flusses. Von der Moeglichkeit auch kleine Schildkroeten, Froesche und Aale zu erwerben und diese im Fluss freizulassen, wie es die Einheimischen taten, sahen wir ab. Wir hofften ein bisschen Fischfutter wuerde genuegend Pluspunkte auf unser Glueckskonto zaubern.

Die restlichen Stunden des Jahres 2008 verbrachten wir in unserem „heimischen“ Backpackerrevier. Das Treiben dort war eine Mischung aus Strassenparty, Nippes-Markt und Touristenelend. Wir hatten aber zu viert jede Menge Spass und erlebten trotz Jetlag und Reizueberflutung den Uebergang in das neue Jahr. Zugegebenermassen waren wir aber auch alle vier gluecklich, als wir uns um 12:15 Uhr in Richtung Bett bewegten. Ziel erreicht.

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Den ersten Tage zu viert in Bangkok verbrachten wir mit Bummeln, dem Austesten unserer Chilli-Vertraeglichkeit und einer Bootsfahrt, die Bangkok als das Venedig Suedostasiens praesentierte. Kaum war unser klappriger Seelenverkaeufer in einen der unzaehligen Flussarme eingebogen, zeigte sich Bangkok von einer neuen Seite. Kleine Holzhaeuser, badende Kinder, schwimmende Supermaerkte und gaertnernde Moenche liessen vergessen, dass wir uns in einem Millionenmolloch befanden.

Am zweiten Januartag machten wir uns dann auf die Weiterreise nach Ko Samui. Dort nach einer langwierigen Anreise per Flugzeug, Bus und Faehre endlich angekommen, begruesste uns Ko Samui mit grauen Wolken und Regen. Das hatten wir uns ein bisschen anders vorgestellt. Unsere Laune verbesserte sich aber schlagartig als wir in unserer Unterkunft dem Sundays Sanctuary Resort ankamen. Ein sehr schoen angelegter Komplex mit riesigen Zimmern und in geschmackvollen Design. Im Zweifel liesse sich hier auch eine Woche im Regen ueberleben.

Am kommenden Tag befuerchteten wir fast von dieser Moeglichkeit Gebrauch machen zu muessen. Unser erster Spaziergang auf der Insel fuehrte uns vorbei an Muellbergen, lieblosen Siedlungen und wenig einladenden Straenden. Das ganze garniert mit grauem Himmel. Ein Plan B war schnell gefunden. Wir mieteten uns ein Auto, um entspannt und spontan die abgelegenen Winkel der Insel erkunden zu koennen. Die richtige Entscheidung und ploetzlich lachte auch wieder die Sonne vom blauen Himmel. Nach diesen Anfangsschwierigkeiten hatten wir dann genau den Insel-Traumurlaub den wir uns erhofft hatten. Wir fanden abgelegene Buchten, glitzerndes Meer, tolle Restaurants, Entspannung bei Thai-Massagen und einen rauschenden Wasserfall inmitten eines tropischen Walds. So ging eine Woche natuerlich wie im Flug vorbei.

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… und schon waren wir wieder in Bangkok. Dort mussten wir natuerlich noch ein touristisches Muss – einen Besuch im Koenigspalast – absolvieren. Trotz eines riesigen Touriandrangs waren die vielen Tempel, Chedis, Statuen und Goetzen, die in einer unvorstellbaren manuellen Arbeit ueber und ueber verziert worden waren und nun in der Sonne blitztend, ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.

Der Umstand, dass Oli sich ein Hemd hatte massschneidern lassen, ermoeglichte es uns zum Sonnenuntergang die schicke SkyBar im 64. Stoeckwerk des State Towers zu besuchen. Schick aufgebrezelt bestaunten wir aus luftiger Hoehe die Riesenstadt, deren Smogglocke sich langsam rosa faerbte, bevor sich die Stadt in ein buntes Lichtermeer verwandelte. Leider gab es nach 18 Uhr keine alkoholischen Getraenke mehr zu erwerben, da wegen des anstehenden Wahltages ein generelles Alkoholverbot ueber die ganze Stadt verhaengt worden war. (Wir fanden allerdings doch noch ein Bier in Chinatown – ganz schoen geschaeftstuechtig die Chinesen)

Die letzte 4 Global-Aktion war ein Besuch auf dem Chatuchak-Wochenendmarkt. Angeblich der groesste Markt Suedostasiens, auf jeden Fall aber ein Kaufrausch-Garant. Auf dem Markt laesst sich so ziemlich alles kaufen, was das Herz begehrt – oder was das Herz zu begehren noch gar nicht kannte. Obwohl wir uns kaum eine Pause goennten, schafften wir es kaum einen Bruchteil des Marktes zu sehen. Wie praktisch, dass wir zu viert unterwegs waren und Nummer 3 und 4 noch ein bisschen Potenzial in ihren Ruecksaecken hatten. Das war auch restlos ausgeschoepft, als die beiden am Abend ihre Rueckreise in die winterliche Heimat antraten.

Wer viele Fotos schiesst, wird manchmal auch beruehmt.

Nein im ernst. Eines unserer Fotos wird in einem elektronischen Reisefuehrer verwendet. Wer also demnaechst bei Schmap.com den Reisefuehrer fuer Phoenix benutzt findet dort eines unserer Fotos wiederfinden.
(und dieses Foto ist noch mit unserer Ricoh R7 geschossen und nicht mit der Nikon)

Zurueck in Marudi nutzten wir die „wiedergewonnene“ Infrastruktur, um unsere Waesche zu waschen, Mails zu schreiben und uns auf unsere Weiterreise in den Mulu National Park vorzubereiten. Dort sollten uns Hoehlen erwarten, die zu den groessten der Welt zaehlen und Gelegenheit zu abenteuerlichen Hoehlentouren geben.

Von Marudi ging es ueber fuenf Stunden mit einem Expressboot flussaufwaerts. Links und rechts des Flusses dichter Urwald, abgesehen von Flecken, die schon von Holzfirmen bearbeitet wurden, und kleinen Holzhaussiedlungen. Die Ankunft des Expressboots war fuer die Bewohner dieser abgelegenen Region offensichtlich der Tageshoehepunkt, da sich stets das ganze Dorf am Bootsanleger versammelte. Das Expressboot brachte schliesslich neben Familienmitgliedern auch jede Menge Nahrungsmittel und Weihnachtsgeschenke mit. An der Endstation des Expressboots mussten wir aussteigen und uns fuer die verbleibenden zwei Stunden bis zum Mulu Park ein Longboot organisieren.

Longboote sind die traditionellen schmalen Holzboote, die fuer die Bewohner der Flussregionen, das wichtigste Verkehrtsmittel darstellen. Wir bekamen ein Longboot vom Typ „Bretterklasse“ ab. Nicht nur, dass es so flach war, dass das Flusswasser bei jeder Welle hineinschwabbte, es war auch noch undicht. Als wir den Besitzer des Bootes darauf aufmerksam machten, wurde das nur mit einem Grunzen quittiert. Offensichtlich ein bekanntes Problem, da der Bootsfahrer gleich nach dem Anlassen des Motors eifrig anfing, Wasser aus dem Boot zu schippen. Auch wenn wir selbst zwischenzeitlich fast den Glauben daran verloren haetten, kamen wir nach Einbruch der Dunkelheit doch noch heil im Mulu Park an.

Dort begannen wir am naechsten Morgen unsere Touren und Aktivitaeten fuer die naechsten Tage zu organisieren. Gar nicht so einfach, bei nicht auskunftsfaehigen Mitarbeitern und weihnachtsbedingtem Guide-Mangel. Da Mulu sowas wie das Disney Land Borneos ist, haetten wir uns das ein bisschen besser organisiert vorgestellt. Aber nach ungefaehr fuenf Besuchen bei der Rezeption war alles organisiert und wir genervt.

Unsere erste Aktivitaet im Park ein Spaziergang durch die Baumspitzen des Urwalds. Eine wackelige Angelegenheit mit toller Aussicht. Danach besuchten wir zwei Hoehlen. Da man in Mulu fast nichts ohne Guide machen kann, blieb es uns leider nicht erspart in der grossen Gruppe anderer Touristen hinter einem solchen herzulaufen. Auch wenn die Hoehlen durch ihre Formationen und ihrer Groesse absolut beeindruckend waren, konnte man dieses in dem ganzen Trubel kaum angemessen wertschaetzen. Zumal wir nicht ganz verstanden haben, warum man nicht in der Lage sein sollte, selbststaendig ueber einen Holzplankenweg zu laufen.

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Am folgenden Tag stand dann Adventure Caving auf dem Programm. Mit vier Schweden und einem Guide ging es mit Bauhelm und Kopflampe in die sog. Racer-Cave. Nachdem wir an einem einfachen Strick in die Hoehle geklettert und uns durch eine Felsspalte gequetscht hatten, erfuhren wir woher die Hoehle ihren Namen hatte. Fototauglich praesentierte sich uns einer der Hoehlenbewohner, die Racer-Schlange. Auch sonst sollten wir in den naechsten Stunden allerlei schaurige Bewohner der Hoehle kennenlernen. Am beaengstigsten waren aber die Kletterpartien, die wir an Seilen ohne zusaetzliche Sicherung zu absolvieren hatten. Aber wir wollten ja Abenteuer und so war das Erkunden einer dunklen Hoehle bei weitem spannender, als auf einem ebenen Weg eine kuenstlich beleuchtete Hoehle zu besuchen und dabei vor allem andere Touris zu sehen.

Trotzdem schauten wir uns am folgenden Tag noch zwei Hoehlen von dieser Sorte an, die zweifelsohne spektakulaer waren. Spannender wurde es dann aber wieder als wir einem Tip von einem anderen deutschen Besucher folgten, der in den Hoehlen von Mulu mikrowellen-freie Zonen zum Meditieren sucht. Viele seltsame Tierchen in diesem Nationalpark. Von ihm aber bekamen wir den Tipp fuer zwei weitere Hoehlen, die momentan erst tourisitsch erschlossen werden und noch nicht „offiziell“ existieren. So kamen wir dann doch noch in den Genuss von menschenleeren, dunklen Hoehlen und von dem Gefuehl so ein bisschen „Entdecker“ zu sein.

Nachdem unsere Zeit in Mulu abgelaufen war, brachte uns ein kleines Flugzeug wieder zurueck nach Miri. Dort hatten wir uns fuer die Weihnachtsfeiertage eine 4-Sterne-Unterkunft organisiert und genossen nach all dem Entdecker und Abenteuer-Dasein, die Annehmlichkeiten eines guten Betts und einer warmen Dusche. So verbrachten wir drei entspannt-luxerioese Tage sozusagen mit dem temporaeren Bau unserer eigenen Hoehle.

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